Wer sind wir
eigentlich SELBER als Freundin?
Wie würden
wir uns selber beschreiben?
Was sind wir bereit, für eine Freundin zu tun?
Was sind wir bereit, für eine Freundin zu tun?
Bist Du eher
eine Freundin in einer Gruppe, hast also viele Freundinnen?
Hast Du eher
eine beste Freundin und die schon seit Kindheit an?
Hast Du
Brieffreundschaften, schreibst Du gerne Briefe oder postest Du und mailst
lieber?
Gibt es
Ersatzfreundschaften, Hunde, Computer, Roboter?
Diese Seiten
von Freundschaften waren auf interaktiv gestalteten Tischen ausgebreitet. Kurzfilme
gab es auch, beispielsweise über Computer und Agenturen in Japan für Leih Freundschaften
und Freundschaftsanimationen. Das alles im Museum für Kommunikation in der
Ausstellung, Freundschaft im digitalen Zeitalter.
Ich fand,
ich kam mir selber in dieser Ausstellung auf die Spur. So wird es zu einigen dieser
Aspekte etwas von mir hier geben.
Dann versuche
ich das doch mal von Anfang an.
In der
Grundschule war ich eine Einzelgängerin. Das war nicht etwas, was ich wirklich
sein wollte. Ich beneidete Freundinnen wie Bettina und Heidi, die wohnten ums
Eck miteinander, die Mütter verstanden sich und irgendwie schien da immer alles
Friede Freude Eierkuchen. Und sie waren beide auch so hübsch. Ich dachte lange
Zeit, dass ich deshalb keine Freundin fand, denn ich passte nicht so in das
gute Bild schöner Kinder.
Jede kennt
doch bestimmt den Satz, gehen wir jetzt miteinander? Es gab wirklich Eltern, die ihren Kindern
verboten, sich mit mir bei ihnen Zuhause oder draußen zu treffen. Ich war wie
ein Junge, behaupteten sie. Ich sei zu laut und würde so viel rumtoben. Auf der
Straße, das war der Ort meiner Kindheit, galt das was. Ich führte an, entwarf
wilde Spiele, es gab große Räuber- und Gendarmszenarien, wir fuhren wie
verrückt um die Wette Rollschuh, mit dem Roller eroberten wir das Karree, die
Kinder spielten gerne mit mir.
„Kann Ute
runterkommen, wir langweilen uns“ ,so standen die Jungs von der Straße vor
unserer Tür vor meinem Vater und der rief nur in den Flur:
„ Ute, Dein
Typ ist gefragt, aber denke bitte daran, ich will Mittagsschlaf machen.“
Die Jungs
rollten verwegen mit den Augen.
Das hieß,
wir mussten eine Straßenzeile weiter wandern, denn wir alle brüllten oft sehr
laut.
Aber eine
Freundin hatte ich nicht. Insgeheim wünschte ich mir so sehr eine. Und dann
schien sich das Blatt zu wenden. Marina Weiland kam in unsere Klasse. Sie wurde
neben mich gesetzt. Sie gefiel mir sehr gut. Wir verabredeten uns, ich zeigte
ihr unsere Straße, stellte sie den anderen vor und eine Zeit lang gingen wir
miteinander. Aber eines Tages dann stand auch deren Mutter vor unserer Tür.
Auch ihr war ich zu lebendig. Und ich wollte Martina immer küssen und das fand
die Mutter nicht so toll. Meine Mutter fand nichts dabei:
„Seien sie doch froh, dass meine Tochter ihre
so mag.“
„Aber doch
nicht so!“ Mit diesem Satz zog sie ab.
„Mit den
Freundinnen und mir wird das einfach nichts!“ wandte ich mich ab.
„Freundinnen
gibt’s später und wenn Du irgendwann vier oder fünf hast, wirst Du merken, das
ist genug.“
Damit war
dies Thema für sie erledigt und ich dachte nur, wenn ich nicht einmal eine
finde, wie sollen es dann fünf werden?
Meine Mutter
behielt Recht. Vier oder fünf reichen mir aus.
Ich habe
Menschen mit einem großen Freundeskreis immer bewundert. Ich bin gerne in
Gruppen, aber ich muss sie leiten oder ich suche eine Gruppe auf, um etwas zu
lernen. Ich habe gute Freundinnen, eine beste Freundin habe ich nicht mehr.
Meine beste Freundin war meine Lebensgefährtin.
Ich passe in
diese Kategorien überall nicht so richtig rein.
Aber mir
macht es nichts aus. Es gibt immer mal so Phasen mit der einen oder anderen.
In der
Oberschule dann wendete sich das Bild. Auf einen Schlag hatte ich zwei
Freundinnen. Es wäre schön hier das Bild eines wunderbaren Trios zu
beschreiben, sie fanden sich und treffen sich bis heute und blieben sich treu
bis in alle Ewigkeiten, Es gibt diese Trios. Wir gehörten nicht dazu. Ich war
mit beiden befreundet, aber die beiden fanden sich superdoof.
Joan, eine
schwarzhaarige und wilde junge Frau aus Kanada war ganz zufällig auch die Tochter
eines Kollegen meines Vaters. Sie war seine Stieftochter. Sie hatte noch einen
Bruder, später kam ein weiterer dazu. An beiden hängt sie bis heute und rettet
sie, wo sie kann, und es gibt viel zu retten. Sie war eine Meisterin der
Handarbeit, sie nähte und strickte und baute und malte, ich bewunderte ihre
Kreativität. Sie mochte zwar bewundert werden, war aber selber gerne bereit
auch zu loben und positives wahrzunehmen. Ich glaube, es ist richtig zu sagen,
dass sie bis heute einen unzerstörbaren positiven Lebenswillen spürt und
ausstrahlt. Ihr Wesenskern strahlt wie eine Sonne. Als wir uns vor einem Jahr
wiedertrafen und sie wirklich betroffen von der depressiven Seite ihres ersten
Bruders sprach, konnte ich spüren, dass sie alles dafür in Gang setzen würde,
ihre Sonne auch zu ihm zu tragen. Sie spült nichts weg und übergeht auch
nichts, sie lässt die Wesenszüge der anderen unbeirrbar durch sich hindurchfließen,
voller Empathie und Zuversicht und bleibt, bis das Schwere sich verzieht. Sie sieht
immer noch aus wie eine Indianerin und sie ist eine. Bestimmt.
Paz war und
ist bis heute das ganze Gegenteil. Alles, aber auch das Geringste unter den
Menschen und auf dieser Welt steht schwarz und problematisch vor ihr. Eine
Weile lang, immerhin zwanzig Jahre lang lebte sie mit einem alten Freund von
mir in einer Beziehung und hat mit ihm eine gemeinsame Tochter. Irgendwann ist
er gegangen, dann auch die Tochter und nun trinkt sie zu viel Alkohol und hat
keinen Lebensmut. Sie macht sich jedem zum Feind und freut sich nur Sekunden
lang und haut dann gleich wieder zu. Kein Funken Selbstwert, keine
Lebensfreude, gefährlich dunkel. Wir trafen uns vor einigen Jahren zufällig vor
meiner Wohnungstür, weil mein Nachbar ihre Geige repariert hatte. Es war ein zaghaftes Wiedersehen. Dann wenige
Monate später lief sie an mir vorbei, mager, ein versunkenes Gesicht wie
einhundert Jahre Einsamkeit. Ich drehte mich um und rief ihren Namen Da
leuchtete er auf der Moment Glück, der aber keine Stunde hielt. Sie umarmte
mich und ich spürte ihre Verzweiflung. Stunden lang saßen wir an dem
Schlachtensee, rauchten eine Zigarette nach der anderen und tranken Bier.
Irgendwie war es eine außerirdische Situation. Ich trinke nie Bier und rauche
auch gar nicht. Aber es gehörte zu dieser Begegnung dazu.
Ich glaube,
ich liebe die Einzelbegegnung mit Freundinnen. Ich mag es, mich hineinzugeben,
ich mag es auch, dass mir zugehört wird, ich lebe in diesen Begegnungen sehr
gerne. Ich gehörte auch später noch Trios an, aber ich neige zum fünften Rad am
Wagen und das ist etwas gefährlich für mich. Also nehme ich lieber eine
Funktion ein und bin deshalb mit von der Partie, so ab und an und eher
unverbindlich.
Aber was
passiert, wenn mein Gegenüber plötzlich eine
Seite von sich entpuppt, die ganz anders scheint und vollkommen anderen
Gedanken anhängt als ich? Schlicht gesagt, gibt es Freundschaften mit
Freundinnen, die ganz anders sind als ich, anders denken und aufgestellt sind
im Leben?
Davon mehr beim
nächsten Mal in diesem Theater.
Jetzt
erstmal eine schöne Zeit mit Freundinnen oder nur sich und vor allem mit sich
selber.
Liebe Ute
AntwortenLöschendas war interessant und spannend irgendwie auch zum schmunzeln. Es erinnert mich irgendwie auch an mich udn doch war es anders natürlich bei mir.
Ich war eigentlich auch nur ein 5 Rad überall später mal und heute bin ich meine eigene FReundin lächle da smacht mir auch nichts aus und ich rede gerne mit fremden die wieder gehen. Doch mit dir lese ich gerne so eine andere Welt und doch irgendwie ist es doch so nah.
Ich Danke dir für deine Erlebnisse!
Lieben Gruss Elke
Liebe Elke,ja das ist doch das wichtigste im Leben ,mit sich selber gute Freundin sein und ich weiß,dass Du tapfer an Dir gearbeitet hast und so freundlich mit Dir und aber auch anderen bist.Sag mal,kommst Du ursprünglich eigentlich aus Finnland?Der Satzbauklang bei Dir lässt es mich vermuten,das Schwedische schachtelt auch so.ich sage immer,die Nordländer wühlen ihre Sätze immer zwischen kleinen Steinen rum.ist ein Kompliment !!!Liebe grüße ute
LöschenErstmal vielen Dank, daß du uns wieder so eine tolle, berührende Geschichte aus deinem Leben erzählst! Ich seh dich förmlich vor mir, das wilde, kleine Mädchen. Eines, daß sich nicht unterkriegen läßt. Wie gut, daß dich die Jungs gebraucht haben ;)
AntwortenLöschenSehr traurig ist die Geschichte mit Joan....Bestimmt hat ihr die Stunde mit dir viel Wärme gegeben. Hoffentlich so viel, daß sie sich in Gedanken immer wieder daran wärmen kann....
Sehr schön aber, daß du - schon lange wahrscheinlich - mit großartigen Freundschaften gesegnet bist :)
Ach ja....Ich hatte als Kind und Jugendliche eigentlich nie eine feste Freundin. Ich war ein sehr schüchternes, sensibles Kind, das erst mit 16/17 etwas auftaute. Mit meinen beiden Jungs hat sich das aber geändert und ich gewann Selbstbewußtsein. Das mit dem Selbstvertrauen haut bis heute manchmal immer noch nicht so richtig hin ;) Auch wenn mich in dieser Richtung mein Mr. B. immer gepushed hat. Und gute Freundinnen.....ja, da langt mir auch eine Hand voll :)
Ganz liebe Grüße nach Berlin und.....bleib gesund! :)
Liebe Hanne,danke für Deinen ausführlichen Kommentar .Ich hätte gar nicht gedacht,dass Du mal schüchtern warst.im Grunde meines Herzens bin ich das heute sehr. Und das mit dem Selbstbewustsein paahh dafür sind gute Beziehungen doch immer wichtig,siehe Mister B.Barbara hat mich oft ermutigt,wenns mir mal mulmig wurde.Wir wachsen im und am Leben.So ist es dufte mit den Freundinnen.Bleibe bitte auch gesund und bis bald wieder Gruß ute
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