Eine gute Freundin hat sich verliebt. Vorgestern. In der U Bahn, glücklicher Weise fuhr sie noch.
„Ute, in
diesen Zeiten, ist das nicht unmöglich?“
Ich schaue
sie verwundert an.
„Seit wann
hält Liebe sich an Zeiten? Sie hält sich an Menschen und trifft sie immer
unvorbereitet.“
„Ich bin wie
auf Drogen, schwebe einen halben Meter über dem Coronavirus.“
„Was ist
geschehen?“
„Wir haben
uns angesehen und über den Coronavirus gesprochen. Wir haben unsere Ängste
ernst genommen und dann waren wir beim Malen. Sie ist Malerin, stell Dir das
vor, ich treffen eine Malerin in der U Bahn.“
Sie ist
völlig aus dem Häuschen.
Ich lächle.
Ich schaue
sie an und mir fällt wirklich nur ein:
„Schätzchen, das ist Schicksal! Die Liebe wird Dich schützen, unsere Glückshormone werden komplett unterschätzt.“
„Schätzchen, das ist Schicksal! Die Liebe wird Dich schützen, unsere Glückshormone werden komplett unterschätzt.“
„Aber wir
sollen doch Distanz wahren.“
„Das musst
Du natürlich alleine entscheiden! Liebe oder Distanz. Oder Liebe und Distanz,
was Distanz ist entscheidest Du!“
Ich erinnere
sie an unsere tolle Übung in der Gestalttherapieausbildung. Wir setzten uns
einander gegenüber und machten eine halbe Stunde nichts anderes, als einander
wertschätzend
liebend
ermunternd
fröhlich
anzuschauen.
Erst die eine aktiv all dies gebend, die andere all dies nehmend. WORTLOS! Es
entstand eine Intimität und Liebe, die fast überirdisch wirkte. Danach wurden
die Rollen gewechselt. Die Aufnehmende wurde zur Gebenden. Ich werde das nie
mehr vergessen. Als meine Freundin im Sterben lag, gab es unter anderem nur
noch diesen Kontakt, ansehen, berühren, fühlen.
Ich glaube,
dass die Aufmerksamkeit und unsere innere Haltung sehr viel Wärme und Liebe in
diesen Zeiten teilen kann.
Eine andere
Übung war die des aufmerksamen Rückens. Beide Teilnehmerinnen setzen sich
Rücken an Rücken und spüren den oben genannten Gefühlen nach. Ohne einander
anzusehen.
Als ich ihr
von unseren Übungen erzählte, erinnerte sie sich und sie war plötzlich ganz
zuversichtlich.
„Und DU
so?!Kannst Du Dir das überhaupt nochmal vorstellen?“
Ich lachte
sie an.
„Alles, was
kommt, wird eine neue Erfahrung sein. Unvergleichlich. Geliebt wird immer.
Verändert auch. Gewürdigt sowieso. Geküsst, gefasst ganz anders. Alles wird
eine andere Farbe bekommen. Manchmal sind es Momente in Begegnungen. Da schaut jemand schalkhaft
oder bewegt sich sympathisch. Sowas würzt mein Leben und auf jeden Fall meine
Momente.“
Sie bleibt
hartnäckig.
„Willst Du
Dich nochmal verlieben?“
„Das hat mit
meinem Willen nicht so viel zu tun, es passiert.“
Es stimmt,
die Endorphine verändern das ganze Körpergefühl, leibhaftig halt. Was ich
daraus mache, ist natürlich eine ganz andere Sachen!
Also Frauen,
nur Mut in Zeiten der verschriebenen sozialen Distanz. Wir müssen uns nie an
Etwas halten, was wir nicht wollen. Kürzlich las ich bei Luisa Francia www.salamandra.de die wunderbare Aufzählung: panik paranoia
pandemie patriachat. Noch Fragen? Ich finde das als Begründung für die
Ablehnung des gesamten Zirkus da draußen komplett ausreichend.
Und schon
mal daran gedacht? Isolation und Ausgrenzung sind Foltermethoden und machen
krank. Ich habe keine Angst davor, eine längere Zeit ohne Arbeit draußen und
auch in meiner Wohnung zu verbringen. Ich mag es nicht, dass mir dies jemand
als hilfreich verkauft. Das ist Bullshit und zwar eimerweise.
Wir sind als
Freundeskreis so glücklich, dass unsere gemeinsame Freundin Sigrun noch grade
am Anfang der Virusentfaltung an ihrer Lunge operiert wurde. Wir haben sie
besucht, ihr Essen gekocht und mitgebracht, wir haben erste Schritte mit ihr
geübt, Treppauftreppab, sind mit ihr Cafetrinken gegangen und haben ihre und
auch unsere Seelen gestärkt und ihrer Heilung einen Segen geben dürfen.
Gemeinschaft und Freundinnen sind heilsame Elemente. Begegnungen sind
lebenswichtig. Natürlich haben wir sie nicht gedrückt oder geküsst, das weiß
jeder Mensch, dass diese Faktoren im Krankheitsfall einer Lunge bedacht werden
müssen. Wir haben uns natürlich die Hände gewaschen und desinfiziert.Sowas
habe ich als Kind gelernt. Aber wir waren da, daneben, gegenüber.
Ich habe in
meiner Kindheit gelernt, dass Scharlach und Masern Krankheiten sind, die ich
überwinden kann und die mich immun gemacht haben. Ich habe als Kind genau in demselben Krankenhaus wie Sigrun gelegen mit Lungenentzündung, drei Monate lang in Isolation, die Eltern durften nur draussen vor dem Fenster stehen. Es war schrecklich. Als mein Bruder dann auch noch rein kam, haben sie ihn wenigstens mit mir ins selbe Zimmer gelegt. Ich habe meinen Bruder geliebt wie nie mehr später. Ich habe ihn umarmt, geküsst, im Arm gehalten. Er war ein wenig verstört, denn sonst mochte ich ihn nicht so gerne. Aber so haben wir beide es dann ausgehalten.
Ich ahne, dass dieser Virus
nur deshalb so einen Wirbel veranstaltet, weil wir ihn bekämpfen anstatt ihn
als das zu nehmen, was er ist: eine Herausforderung fürs Immunsystem.
Schwerkranke Menschen waren schon immer gefährdeter. Aber unser
Gesundheitssystem wurde zu Tode gespart und jetzt haben wir einfach nicht genug
Betten auf Isolierstationen zusätzlich zu den täglichen Patientinnen. Wer
berichtet eigentlich von Menschen, die diese Immunisierung schon geschafft
haben?
Ich gehöre
zur Risikogruppe der alten Frauen. Ich lassen mir die Art meines Lebens nicht
vorschreiben, als Frau nicht, als Feministin nicht und als Lesbe schon gar
nicht. Jetzt wird erstmal geliebt! Und ansonsten gilt: Panik vergessen,
Paranoia bei dem Patriachat lassen und die Viren begrüßen. Let´s go Leben.
Eine ruhige
Woche und bleibt gesund.Am Anfang und am Ende kann auch gelten:
Entscheide Dich für Dich.
GELIEBT WIRD IMMER! STIMMT :) Diesen Satz greife ich einfach mal aus den vielen raus, die du uns so grandios mitteilst. Dank' dir dafür :)
AntwortenLöschenna stimmt doch aber auch , Hanne, wer liebt ist glücklich, das hat Herman Hesse geschrieben, es stimmt
AntwortenLöschenfalsch: wer lieben KANN, ist glücklich, so lautet das Zitat
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