WAS ICH
LESE/ Gesang der Fledermäuse
Ganz im
Ernst, ich hörte im letzten Jahr die benannten Oscars der Literatur, die
Nobelpreisträger*innen für 2018 und 2019 und dachte:
Peter
Handke, toll, fand ich berechtigt und freute mich. Ich habe viel von ihm gelesen.
In einer meiner nächsten Buchbesprechungen werde ich von Literatur berichten,
deren gemeinsames Thema DIE VERSTORBENE MUTTER ist. Da hat er das wirklich
wundervolle Buch WUNSCHLOSES UNGLÜCK geschrieben. Ein Tipp für Handke und nicht
Handke Fans, weil er wirklich assoziativ einen Parcours mit für zu seiner
Mutter läuft und schreibt.
Gut, aber
jetzt sind wir ja grade bei der Bekanntgabe und hören den Namen
OLGA TOKARCZUK.
Ich so, mhmhm, wer ist das denn?
Den Namen
habe ich noch nie gehört. Internet bemüht und Namen korrekt aufgeschrieben und zack in meine Lieblingsbuchhandlung.
Die so,
mhmhm, es gibt derzeit nur ein Buch von ihr bei uns lieferbar auf Deutsch,
DIE
JACOBSBRÜDER.
Dick prangte er auf dem Tresen neben der Handke Literatur. Ein
fetter Schinken für 44 €, wo mich weder Zusammenfassung noch Thema
interessierte.
Warte noch,
da wird es bald mehr geben, so die Buchhändlerin.
Und dann gab
es bald mehr und wir lasen in der Literaturgruppe
RASTLOS.
Zur gleichen Zeit
lief auf Deutschlandfunk Kultur in der Lesart eine Sendung über Tokarczuk und
drei Übersetzer*innen waren per Leitung zugeschaltet. Doreen Daume hatte lange
übersetzt und war bei den Jacobs Brüdern ausgestiegen. Sie fand die gesamte
Literatur von Tokarzuk zu beliebig in der Assoziation, so zusammengewürfelt und
sie fand sie auch sprachlich nicht überzeugend. Mit diesem Urteil ging ich also
ran und war froh, es gehört zu haben, denn genauso las sich RASTLOS. Ich
schmiss es nach 70 gelesenen Seiten rastlos in eine Ecke und dachte so bei mir,
das war’s mit Tokarzuk. Auch in unserer Literaturgruppe wurde sie zwar
wertschätzend besprochen, aber bis auf eine Mitstreiterin war keine überzeugt
und zur Anhängerin geworden. Ich verschenkte mein Exemplar an die Eine
Liebhaberin.
UND DANN KAM
DIE WENDE.
In Arte
wurde ein Film gezeigt: DIE SPUR, der 2017 den silbernen Bären erhalten hatte
und den ich auch kannte. DREHBUCH Olga Turkaczuk, Regisseurin Agnieszka Holland, nach einer
Vorlage von
Tokarczuk: DER GESANG DER
FLEDERMÄUSE.
Dieses Buch möchte ich
ebenso wie den Film allen ans Herz legen, die es gerne etwas mystisch und auch
spannend haben. Verfasst in einer wunderschönen bildhaften Sprache, die auch im
Film noch gehalten und übertroffen wurde. Tokarczuk hat das Ende des Films
traumhafter verfasst, das literarische Pendant ist eher realistisch aber auch
angelehnt an die Träume der Heldin.
Die
Handlung:
Die
Protagonistin Janina, eine ältere Dame, die sich lebhaft für Astrologie und
Lyrik interessiert, insbesondere William Blake, die eine große Natur- und
Tierschützerin ist, lebt in einer sehr ländlichen, fast einsam anmutenden
Gegend in Polen, nahe der tschechischen Grenze. Sie verehrt die Tschechen. In ihrer dörflichen Communitie gilt sie als
verschroben und etwas spooky.
Sie verleiht
den Ereignissen und dem Leben Zusammenhänge, die nicht jede*r teilt. Sie verfasst
Pamphlete an die Polizei und setzt sich, wo es irgend geht in Nischenfettnäpfe des Natur- Umwelt und Tierschutzes.
Und sie
findet Freunde in unangepassten Mitmenschen, einer halbprostituierten jungen Frau, einem
Biologen und einem Nachbarn.
Es geschehen
Mordfälle. Nach einer Weile wird auch deutlich, dass Janina Jagdgesellschaften
ablehnt und sie die Morde verbal immer in die Nähe der verletzten und bedrohten Tiere bringt.
Das Ende ist
berückend logisch, wer sich auf ihre Logik eingelassen hat. Wobei mir das
filmische Ende besser gefallen hat, aber sei´s drum, beide Enden sind spannend.
Ich kann sie
Euch ja nicht erzählen, denn dann macht das Lesen keinen Spaß mehr.
Für
Berlinerinnen sei geschrieben, dass die meisten Stadtbüchereien sich sehr gut
mit Tokarzuk eingedeckt haben, es müssen also nicht 24 € berappt werden für das
Buch.
Was hat mir
nicht gefallen? Dass ich nicht auf dem Schirm meines Gedächtnisses ihren Namen
für den Film mehr hatte. Am Buch und am Film gibt’s nichts auszusetzen,
wunderbare und mir schlüssige Arbeiten, beides.
WAS KOMMT:
in meiner nächsten Literaturbesprechung werde ich erstmal über
Franziska
Hauser: DIE GEWITTERSCHSCHWIMMERIN
schreiben,
erschienen
bei btb vor zwei Monaten als Taschenbuch für 11€
DER GESANG DER FLEDERMÄUSE....Klingt spannend! Vielen Dank für die äußerst ausgiebige Beschreibung. Bin schon auf DIE GEWITTERSCHWIMMERIN gespannt! Der Titel klingt schon toll :) Werde mal in meinen Büchereien nach den Titeln fragen. Liebe Grüße :)
AntwortenLöschenDie Gewitterschwimmerin ist harter toback aber toll geschrieben und mutig,so mutig wie der Titel klingt
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