Montag, 1. Juli 2019

ZU FÄLLE und was sich daraus ergab




Vor kurzem fand ich im Biomüll einen verbogenen und etwas rottigen Lavendel und zwei unterschiedlich lädierte Petunienarten. Überall waren noch Blüten zu erkennen. Kurzerhand nahm ich sie in meinem Eimer mit. Ich liebe es, Pflanzen zu retten. Normalerweise kaufe ich aber, und da gehts mir ungefähr so wie mit Büchern und Biolebensmitteln. Ich verliere so ein bisschen die Kontrolle. Wenn zu den zwei Gurken , die ich noch Zuhause habe eine dritte dazukommt, einfach weil sie irgendwo auf dem Markt so gut aussieht, dann muss ich eben mal einige Tage viele Gerichte mit Gurken essen. Ich habe mich daran gewöhnt und auch schon etwas gelernt, dass Leerstand auch zuweilen beruhigt.



Also stand ich auf meinem Balkon und überlegt, wo bitte haben die Müllsterne eine Chance. Und dann beschloss ich, eine Mischung aus Futterplatz für die Kleinvögel und Überlebensort für die Pflanzenwelt zu bauen. Ein Kasten bot sich dafür an.



Gemacht getan, wer kam zuerst: eine Taube. DIE TAUBE diesen Jahres. Ich hatte anfangs wirklich Mühe, mich an sie zu gewöhnen. Etwas zu groß und etwas zu schlechtes Image, etwas zu viele Vorurteile in mir gegen Tauben. Anfangs vertrieb ich sie noch, aber sie war beharrlich. Vor allem blieb sie sitzen und schaute mich immer wieder direkt an. Irgendwann dachte ich:ANNEHMEN Ute, einfach AKZEPTIEREN. Mein Geheimnis seit zwei Wochen: sie frisst mir aus der Hand. Sehr vorsichtig. Sie flattert nicht mehr davon, wenn ich mich bewege. Und:Die Spatzen haben sie auch adoptiert. Sie fressen um ihre Füsser herum, stossen auch an ihren Körper und füttern ihre Jungen direkt neben ihr. 
Die Pflanzen? Gehen nicht ein vom vielen gertrampel und angefliege, zeigen immer wieder neue Blüten und sind jetzt aber auch nicht so supertoll, aber sie geben dem ganzen eine lockere lila Note.
Ach ja und noch eine neue Entdeckung für mich:
Mein Vater pflegt ja immer zu sagen, dass die Spatzen die Kommunisten unter den Vögeln wären. Wenn sie Futter entdecken, fliegen sie los und holen die anderen. Was ich heute entdeckte ist, dass ein männlicher Spatz mehrer Junge gleichzeitig fütterte, also auch andere aus dem Schwarm, nicht nur seine eigenen. Ich war ganz berührt.
Dieses Jahr fehlen mir Rotkehlchen und Amseln. Eine einzige Drossel kommt manchmal und zwei kleine Blaukopfmeisen fliegen mich manchmal am späteren Abend an, für sie gibts immer einen  extra Schmaus an einem anderen geheimen Ort auf dem Balkon, den  die anderen bisher nicht gefunden haben.
Wen ich wirklich sehr schätze, sind das Krähenpaar auf unserem Hof. Sobald Katze oder Fuchs auftauchen, stürzen sie sich todesmutig auf sie, fliegen haarscharf über deren Köpfe, Tempo unerreichbar für die Wilderer und machen Reiten Tanzen Schiessen auf dem Hof, dass alle Kleinvögel gewarnt und beschützt sind. UND DAS ALLES MITTEN IN EINER GROßSTADT.



4 Kommentare:

  1. Ach, wie schön, du Pflanzen-Tier-und-was-weiß-ich-Retterin ☺️ So geht's! Genau 😎

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    1. Du bist ja nett, nee aber wirklich Retten ist meine Leidenschaft mit viel Humor gesagt, ich rette mich irgendiwe immer selber, darum gehts nur oder?!

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  2. Schöne Geschichten von Rettungen und Annehmen. Von altem Wissen und neuen Erkenntnissen.
    Ahoi
    Oona

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    1. Du holst mich immer wieder aus dem Blogschlaf raus, danke

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