Vom
achtsamen Umgang mit dem Schönen im Leben Tag 3
Zweimal
in der Woche gehe ich durch den mittleren Teil der Wilmersdorfer Straße und
gehe vorbei an Sinti oder Roma aus Rumänien. Wir kennen einander an den
Gesichtern, es geht ein Hallo des nicht mehr Anonymen durch diese regelmäßigen
Begegnungen. Mein Bettelgeld findet hier seinen Platz. Harte Arbeit, Tag für
Tag Stunde um Stunde auf hartem Asphalt sitzen und fürs tägliche Brot zu
betteln. Auch Das ist Kultur.
In
den letzten zwei Wochen dann kommen von der wirklich alten Frau vermehrt die
Bitte um Iboprofen, Schmerzen am ganzen Körper deutet sie mir. Auf offener
Strasse zeigen und sehen, was schmerzt. Zur Jebenstrasse will sie nicht. Sie
ist NICHT OBDACHLOS…darauf weist ihr Sohn mich eindringlich und auch stolz hin.
Wo sie wohnen wird mir nicht verraten, ich frage aber auch nicht.
Und
jetzt der schöne Teil der Geschichte. Mein Hausarzt findet es völlig
selbstverständlich, dass ich die Familie zu ihm bringen soll. Er behandelt ohne
Frage nach Geld. Was er weiß, ich aber nur ahne, diese Menschen werden ihn
entlohnen, so oder so…und das ist es…entweder wir lassen einander berühren…wir
nehmen das Fremde als Fremdes respektvoll wahr und dann werden unsere Herzen
voll…Für mich war die beharrliche Begegnung und das Bettelarbeitende und die
Lachenden Gesichter und das Kusshandwerfen und das bekreuzigen und das Hand auf
das Herzlegen…all diese Gesten waren mein Bestes vom Tage, mein segensreicher
Start in die Tage…
Wie
es ausgeht? Es geht nicht aus! Es geht weiter! Gesund ist nicht die Option bei
diesem Lebensstil. Gehört und im Ziehen durchs Leben behandelt werden…das ist
es, worum es ihnen geht, dieser Familie.
Ich
habe das Gefühl, wir alle Beteiligten haben uns selber gesegnet durch diese
Begegnungen.
Mein
Hausarzt spricht von „Ziehendem Volk“ und bei den vielen Migranten, die kommen,
spricht er von „Fliehenden Menschen“.
Er
verliert keine großen Worte, wir verlieren keine großen Worte, wir verschenken
unsere Herzen, heute…
Das
ist meine achtsame Begegnung und Würdigung an diesem 3. Tag.
Uns
allen einen friedlichen Umgang mit diesem Freitag und irgendeinen Segen, den
wir uns selber schenken…
"Ziehendes Volk" - das ist so ein schön altmodisch-würdiger Ausdruck, und bei den fliehenden den Menschen nicht zu vergessen, das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ist es aber leider nicht, vor allem bei manchen regierenden Bayern.
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