Friedfertigkeit
Ich habe nicht geglaubt, dass es zu meinen Lebzeiten mal unpopulär sein würde, über Frieden und Friedfertigkeit zu diskutieren. Wenn über Kriegstüchtigkeit und Wehrdienst verhandelt wird, geht’s ums Geld und Eure Kinder.
Als ich diesen Text online stellte, bekam ich von mir völlig unerwarteter Seite einen Kommentar von einer mit mir freundlich verbundenen Nachbarin meines Hauses. Noch nie hatte sie irgendetwas kommentiert.
Sie schickte ein weinendes und einen sich übergebenden Smiley und schrieb nur zwei Worte
Totale Katastrophe
Wir begannen zu chatten. Am Ende kamen wir überein:
Heute ist ein friedlicher Tag und schöner Tag, weil wir ihn dazu machen und wenn ihr Sohn groß sein wird (er ist ein Jahr alt) wird sie ihn festhalten und alles dafür tun, Frieden zu halten. Sie wird ihn in diesem Geiste zu erziehen versuchen.
Zur gleichen Zeit verstirbt grade eine Freundin unter allergrößten Qualen. Ihr Leben war so anstrengend, immer. Trotzdem hat sie jedem Tag Sonne abverlangt und viel dafür getan. Ihre letzten zwei Lebensjahre standen unter dem Siegel der Endlichkeit und der danach gemachten Erfahrung, dass ihr Körper einen Krieg führte gegen ihre Lebendigkeit, dessen Sinnhaftigkeit sich niemandem erschloss. Sie hat sich vor drei Tagen fürs Sterben entschieden, Loslassen jetzt. Aber bis dahin hat sie um jeden Sonnentag gekämpft.
Ich frage mich grade auf mehreren Ebenen, wo habe ich Frieden selber in der Hand und wo zeigt mir das Leben grade, wie schwer Friedfertigkeit lebbar ist.
Ich selber merke in meinen Gedanken und Ängsten, dass ich Krieg in mir veranstalte und dass es zuweilen harte Arbeit ist, selber einzuschreiten und das zu würdigen, was wirklich gut ist. Ich kann das, keine Frage. Aber das ist nur eine Garantie für den Moment oder die Gestaltung des JETZT. Aber auch hier ist es mir wichtig, mich daran zu erinnern, dass es Größenwahn oder Hybris wäre zu glauben, dass damit meine friedliche Zukunft gesichert wäre. Meine Erfahrungen haben mich anderes gelehrt. Ich Wir haben einiges in der Hand und trotzdem ereilen mich uns Schicksale und ich habe sie begleitet und ich kann nur demütig zur Kenntnis nehmen, dass ich auch ohne Macht bin. Dasein und eine Haltung finden, jeden Tag, das kann ich. Eine Freundin von mir hatte vor vier Jahren während einer Lungenkrebsbehandlung vor allem aufs Glück gesetzt und alles stand unter diesem Omen. Sie hat es geschafft. Sie ist krebsfrei. Meine andere Freundin glaubt an Gott. Sie schafft es vielleicht, friedlich zu sterben, Gesundheit blieb ihr verwehrt, Weiterleben auch.
Am Ende scheint es mir, als ginge es um den inneren Frieden mit dem was ist, jedenfalls hoffe ich das.
Weil das was ist, nicht alles ist.
Frieden
Ich bete
für Frieden
und weiß doch
Du quälst Dich
in Deinen Tod
(aber Deinen letzten Moment kenne ich nicht, vielleicht ist der ja Frieden)
Ich bitte
um Frieden
und weiß doch
ich muss
bei mir beginnen
Ich spreche
über Friedfertigkeit
und erinnere
es geht um
unsere Kinder
und ums Geld
Ich will Frieden
Du zeigst mir Krieg
Er sie es streiten
Wir lieben uns
Ihr verweigert Euch
Sie wählen
Ich hoffe Frieden in mehr als ich erlebe oder wahrnehme
Hallo Ute,
AntwortenLöschenich bin Ursel/nuvemazul1970 auf Instagram und bin Dir mal hierher gefolgt, weil ich selber auch noch einen kleinen Blog hab und es ist hier auf dem Blogs viel gemütlicher, man hat Zeit, sich ein bißchen besser kennenzulernen, Zeit, den Gedanken nachzuhängen...😊 Dein Blog gefällt mir gut!! Darf ich vielleicht das Foto mit dem Regenschirm "Musik statt Krieg" (also nur den Ausschnitt mit dem Schirm, ohne Personen!) kopieren und weiterschicken? Das ist so toll!! Ich/wir singen grad in unserm Chor sehr viel für Frieden🕊️🌎.
Herzlichen Gruß aus Mittelhessen, Ursel