Samstag, 22. Oktober 2022

Was ich gesehen habe

 



Was ich gesehen habe

 

Ein etwas älteres Liebespaar auf einer Bank am gegenüberliegenden Ufer des Landwehrkanals. Sie weint herzzerreißend. Gar nicht mal so laut, aber das Wasser und der leichte Wind tragen die Töne herüber. Er legt seinen Arm um sie, zieht ihren Kopf vorsichtig an seine Schulter, sie läßt dies zu und einen Moment lang verstummt das Weinen und sie sitzen einfach so im Mitgefühl liebevoller Umarmung ruhig da.

Ich gehe weiter und erinnere mich meiner Freundin G., die grade vier schrecklich verunsichernde Wochen hinter sich hat. Ich bin umgeben von Frauen, die allzeit ihr Leben meistern müssen, es auch wollen, aber die Balance zwischen ich bin traurig verzweifelt und stark und angewiesen und schaffe alles und brauche eine Schulter zum Anlehnen, die Grade sind zuweilen so eng schmal fast unbegehbar, das sind die Zeiten, in denen dann in Gegenwart irgendeines Menschen das heulende Elend endlich seinen Platz findet. Nein nicht irgend ein Mensch. Es sind Menschen, denen wir in diesem Moment wissen, hier kann ich mich zu Muten. Wir wissen es alle. Wir kennen alle den Grad dazwischen. In den Arm genommen werden…in den Arm nehmen, halten aushalten zuhalten, all dies kennen wir. Daran hat mich dieses Paar erinnert.

5 Kommentare:

  1. Du feine, mitfühlende Beobachterin! Mögen alle eine Schulter zum Anlehnen und Ausweinen haben ......❤️Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht dir Hanne 😘

    AntwortenLöschen
  2. Genau: alle eine Schulter zum Anlehnen! Danke Hanne

    AntwortenLöschen
  3. Das erinnerte mich an den weinenden Ausruf von meiner Bettnachbarin als sie die Diagnosse bekam Ich bin doch noch so jung und ich ging zu ihr und umarmte sie und habe sie getröstet! Schultern zum anlehnen die braucht man immer wieder auch ich!
    Eine sehr berührendes Posting!
    Lieben Gruss Elke

    AntwortenLöschen
  4. Danke, dass Du uns daran teilhaben lässt;)

    AntwortenLöschen