Freitag, 3. April 2020

Polio in Coronazeiten


Liebe Dania,
vielen herzlichen Dank, dass ich Deinen berührenden Text in diesen Zeiten aus Deiner Feder hier veröffentlichen darf. Ich weiß, dass Du unter den derzeitigen Eindrücken diese Gedanken/Erinnerungen niedergschrieben hast, und als Nachbarin und Freundin kenne ich Dein lebendiges und vernetztes Wesen ein wenig. Ich bin sehr glücklich, auch mit Dir verbunden zu sein. 




Als ich drei Jahre alt war, bekam ich Poliomyelitis, bekannt als Kinderlähmung. Das war in den 40er, 50er, Anfang 60er Jahre eine riesen Epidemie, hochansteckend. Ich musste, wie viele andere Kinder sechs Wochen in Isolation. Ich erinnere mich an meine Eltern, meinen Cousin Stephan, wie sie mir durch das Türglas  Mut zuwinkten.



 Vielen anderen Polionauten ist es ähnlich und schlimmer ergangen, sie mussten in einer riesigen eisernen Lunge beatmet werden. Ich erinnere mich gut an die Nächte im Schlafsaal, als nur das trübe Nachtlicht an der Decke glimmte und die grossen Eisenmaschinen ihr Pumpgeräusch von sich gaben. Ab und zu hörte man ein Kind nach der Mama rufen oder „ich hab Durst“..



Was für ein Luxus: 66 Jahre später, darf ich in meiner schönen Wohnung bleiben, bekomme Köstlichkeiten geliefert und sehe die Sonne und die Forsythien blühen und die Vögel zwitschern..



Wer gern liest, ich kann zum Thema Polio „Nemesis“ von Phillip Roth empfehlen!



D.v.R 🐞

 Copyright beider Fotos Rabugl/Daniela von Raffay


2 Kommentare:

  1. Danke für's teilen hier. Und alles Gute an die Freundin, die hier schreibt!

    Liebe Grüsse
    Clara P.

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    1. Liebe Clara, gerne und ich leite den Gruss weiter bzw. die Nachricht. Bleibe gesund und danke bis zum nächsten Mal

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