Samstag, 21. Dezember 2019

Sorglos still




Sorglos still

Am Freitag und an diesem Wochenende ist das Cafe Eule nochmal geöffnet. Das Klima ist ja ein Bilderbuchwetter, blauer Himmel, Sonne satt, ja fast wärmend, wenn ich darin sitze.
Dann ist auch dort ein kleiner Winterschlaf. Aber diesmal habe ich mein Arbeitsjahr noch einmal bei einem Cafe ausklingen lassen. Ganz friedlich, ganz allein, nur die Wirtin noch, die mir beim Cafe Bereiten erzählt, wie sie so Weihnachten feiern wird.



In diesem Jahr mag ich das KALTE und die Luft zerschneidende richtig gerne. Ich mochte den Winter, also den mit Schnee und Eis und Schlitten und Schlittschuhen schon immer. Ich bin im kältesten Februar nach Kriegsende geboren, ich war so dick eingemummelt in Wolle und einen Mohairschal meines Vaters beim Nachhause kommen. Derselbe Schal war mir später beim Halswickel bei Halsschmerzen kitzelnd und etwas kratzig zu Hilfe.
In dieser Zeit des Innehaltens, Erinnerns, Zurück- und Vorschauens fällt mir ein Text in die Hände, den ich so sehr mag.

Man muss den Dingen
Die eigenen, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen
und dann gebären.
Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit.
Man muss Geduld haben
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossenen Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben,
wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
(Rilke)

Ich trage dies Gedicht seit langem in meinem Portemonnaie und gestern rutschten fünf kleine Zettel, darunter auch dieser heraus.
Auf den anderen stand TANZEN, SCHREIBEN was ICH WILL, JEDEN TAG SPAZIEREN GEHEN, MALEN. Ich trage sie übers Jahr bei mir, diese allerdings schon über Jahre. Gut so, hat geholfen beim wesentlich werden in meinem Leben.
So ist es mit den zufallenden Zetteln, sie laden zum ruhigen Betasten und Anschauen ein. Wie so vieles in dieser Zeit.
Ich wünsche meinen Leser*Innen eine angenehme und ruhige, sorglose Stille und wunderbare Begegnungen mit Menschen.
Das Licht für die Toten in diesem Jahr, meinen Eltern, brennt auch ganz ruhig vor sich hin. Es ist gut so, wie es ist und ich freue mich auf die längeren Tage.
Alles wird immer anders. Das ist verlässlich und schön und manchmal anstrengend und ein andermal wie ein Segen.


3 Kommentare:

  1. schön gefühlvoll in einer phase der Ruhe und Geduldigkeit zu lesen die du mit dir führst. Sehe wie du lässig auf dienem Stul sitzend und horchst was die Wirtin redet und der Kaffe so der Kehle hinunter wandert vergnügt da sletzte Mal und doch wissend bald wird es wieder sein und so mit allem und doch wieder nicht.
    behalte diese Art und Weise zu fühlen, denken, sehen!!!!
    Kerzen die 4, heute und eine zusätzlich für dich an
    Umarmung Elke im Herzentragende die mit dir kommunizieren liebend gern

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  2. Ein Blog der mich inspiriert,über Elke habe ich hierher gefunden.
    Wenn du ganz still wirst, hörst du alles-, das fällt mir bei sorglos still ein.
    Danke für die Erinnerung an Rilkes Gedicht.

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    1. Liebe Helga, danke fürs Vorbeilesen, schön. Ja der Rilke hat so viele feine Seiten geschrieben. Still ist schön.Liebe Grüße

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