Es gehört zu meinem Leben wie das Atmen Malen Schreiben: Die Begegnung.
Begegnen in der U Bahn und im öffentlichen Raum.
Ich habe einen Faible dafür. Ich hab´s von meinem Großvater. Von dem hab ich es gelernt. Seine Freude an der Begegnung, der Unterhaltung aus dem Nichts, als zog er einen Karte aus seinem Jackentasche und wußte immer wieder, das ist der Joker, das ist die Frage aller Fragen oder auch, ihm war nichts fremd. Er schaute Menschen direkt an. Er lächelte.
Seine Devise war, lächele drei Menschen am Tag an, zwei werden sich freuen und die dritte Person kann grade nicht.
Heute fuhr ich in der Früh zur Bücherei und brauchte dringend ein Taschentuch, ich hatte die Packung auf der Anrichte vergessen. Aber ich wußte nicht, wen fragen. Dann kam der Bus, wir stiegen alle zügig ein und eine junge Frau und ich steuerten direkt auf einen Zweiersitz zu und zack saßen wir nebeneinander. Nach einer Weile klopfte sie sich zart aber bestimmt aufs Brustbein und dann strich sie darüber. Ich kannte diese Geste und fragte aber trotzdem, ob alles in Ordnung sei. Wir lächelten uns an und sie antwortete sinngemäß ja, sie beruhige sich grade. Wieder eine Weile später schaute sie mich an und stellte die Frage des Tages:
Leben Sie das Leben, das sie führen möchten?
Das ist doch wirklich eine tolle Frage. Eine Frage, die zum Duzen einlädt.
Ja, je älter ich werde, desto mehr. Das einzige, was mich zuweilen abhält oder wann ich mich selber abhalte ist, wenn ich mich mehr im DU bewege und mich damit etwas verliere.
Und Du? fragte ich zurück.
In mir ist es so still… ich finde meine Stimme zur Zeit nicht. Als würde ich meine Melodie vergessen, ja es ist so still.
Der Stille einfach ihren Platz lassen? Sie halten? Aushalten?
Ja, ich glaube darum geht’s vielleicht, stimmt… Sie lächelte.
Betest Du?
Ja; ICH BITTE.
Gut, wenn wir bitten, wird uns geschenkt.
Beispielsweise so ein kurzes Intermezzo im Bus.
Danke.
Ich stieg lächelnd aus und sie fuhr lächelnd weiter.
Ein Taschentuch bekam ich im Park von einer alten Dame, die genau wie ich staunend vor dem Graffiti übers Alter auf dem Boden schaute.
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