DIE DEMENZ EIN KOBOLD
Eine Freundin von mir erkrankte vor einiger Zeit an Demenz.
Diese Krankheit lässt die Worte fortfliegen, die Sinnhaftigkeiten verlieren ihren Boden, Erinnerungen zerstreuen sich, Orientierungen offenbaren ihre Schein Heiligkeit. In Momenten des kurzeitigen Erwachens schreit die Verzweiflung auf oder aber Momente des Glücks tanzen auf der Nase, Gewissheiten war gestern, das Heute ist was ist.
Umso wichtiger wird der Tanz der Wachen und Aufmerksamen drum herum.
Gestern waren sowohl Erwachen als auch Aufmerksamkeit verlangt, beides war nicht zu greifen.
Wir betreuen unsere Freundin im Reih um Verfahren und sind kontinuierlich für bestimmte Tage und Aufgaben zuständig.
Der Mittwoch gehört den Finanzen, dem Geldabheben, dem Portemonnaie und danach anderen Aktivitäten.
Am Mittwoch fehlte die Geldbörse, damit alle Bank- und Krankenkassenkarten. Das Täschchen lag nicht an dem dafür vorgesehenen Ort. Jetzt begann eine Suche der besonderen Art.
Es ist schlicht der Horror, mit einem Menschen etwas zu suchen, die schlimmstenfalls nicht einmal mehr sich selber findet, geschweige denn schlichte Dinge des Alltags. Die Wohnung ist riesengroß. Ich glaube, wir suchten zu dritt eine viertel Stunde lang. Nichts niente nada.
Dann plötzlich kam ich drauf und mir schwante die Lösung.
Unsere Freundin hatte sich eigenständig ausgehfertig gemacht. So wie früher.
Ich schaute sie an. Ich schaute auf ihre Jacke, die rechte Tasche war dick, die linke auch. Früher trug sie ihre Börse in der linken Jacken- oder Hosentasche, rechts steckten Schlüssel und Taschentuch.
Sie hatte sich allein zurecht gemacht. Alles war an dem rechten Platz und wir begannen in unserer Verzweiflung lauthals und unkontrolliert vor Erleichterung zu lachen.
Damit hatte ich nicht gerechnet, dass es eine alte Gewohnheit sein konnte.
Wir waren es mittlerweile gewohnt, dass ich das Portemonnaie griff und in meinen Rucksack steckte. Aber an diesem Tag hatte die alte, die wirkliche Freundin ihre alte Gewohnheit wiedergefunden, für Minuten zumindest.
Das hatte ich nun auch gelernt: In der dementen Freundin lebt nach wie vor die Urseele ihres Lebens. Beinahe hatte ich auch dies Wissen verloren, meine Erinnerung für beide.
Und trotz alledem: Die Situationskomik war grandios. Die Wohnung steht Kopf, wir auch und trotzdem ist alles an dem gewohnten Ort.
Das ist so lieb von dir sie so zu betreuen. Demenzkrankheit aus dem Wirklichen Leben beschrieben, da kann ich frohsein das bis jetzt nicht zu haben.
AntwortenLöschenLieben Gruss Elke
Liebe Elke, jede hat ihr eigenes Kreuz oder? Du kämpfst auch immer tapfer um Deine Integrität. Grüße an Alle
LöschenOh ja ich kenne ähnliche Situationen, ich habe damals bei der Diakonie in der Nachbarschaftshilfe gearbeitet.Für den Arztbesuch bei einer Dame im Messihaushalt ihre Gesundheitskarte gesucht.Nach stundenlanger verzweifelter Suche, lag sie hinter einer Vase gelehnt.Blumen sind wichtig für die Gesundheit, erklärte sie mir....
AntwortenLöschenTragikkomik, da braucht man echt Geduld und Humor.
Alles Liebe, Gruß
Helga
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https://file1.hpage.com/007968/29/bilder/p1200493.jpg Was für ein schönes Bild, danke Helga.passt zum Thema
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