Dienstag, 14. Januar 2025

Betteln und Geben

 


 

 

 

Es ist ein Großstadtproblem, oder sage ich doch eher THEMA. Bin ich einen halben Tag in der Stadt auf unterschiedlichen Wegen unterwegs, werde ich sicherlich mindestens dreimal um Geld gebeten. Betteln gehörte in meiner Kindheit nicht zum öffentlichen Raum. Selbst Sinti oder Roma, wir nannten sie damals Fahrendes Volk, verkauften an Wohnungstüren diverse Waren, von Bürsten über Seifen und Teppichen gab es vieles. Wir kauften immer etwas, meine Mutter tat dies aus Prinzip, wie sie es erklärte. Eine Seife brauchten wir immer. Heute ist der öffentliche Raum zum Betteln ALLTAG.

Was machen, wenn eine selber eher wenig hat? Ich sage immer, alles Kleingeld in einer Hosen- oder Jackentasche und einfach weggeben. Ich habe eine Freundin, die generell jeder und jedem bettelndem Menschen oder denen, die etwas darbieten, Geld gibt. Sie hat dafür extra eine kleine Plastikbörse, da ist immer genug drin. Als wir mal kein Geld fanden, um Eis essen zu gehen, da holte sie es hervor, wir hätten noch viel mehr Eis essen können, als wir es dann taten. Das hat mir gut gefallen und im nächsten Adventskalender schenke sie mir auch so eine Börse, mit einem Euro drin.

Heute habe ich in meiner Küche eine Bettelgeldschale, ein Dezilitermaß aus Schweden. Da werfe ich abends immer alles Kleingeld hinein und am nächsten Morgen fülle ich blindlings daraus mein Geldtäschchen. Irgendwas kommt immer zusammen.

Betteln ist Arbeit. Arbeit gehört bezahlt. So einfach ist das. Selbst als Rentnerin mit wirklich wenige Geld, habe ich sehr viel mehr als die Bettlerin unter der Brücke. So einfach ist das.

In der Bibel heißt es: wer sich der Armen erbarmt, ehrt Gott.

Ich habe das umformuliert in:

Wer sich armer Menschen erbarmt, erbarmt sich seiner/ihrer selbst, denn die bettelnde Frau dort kann auch ich sein. Und wir ehren einander. Ich die Bettelnde Frau durch die Wahrnehmung und Achtung und sie mich durch die Erinnerung daran, dass wir alle verbunden sind.

Und bitte nie sagen, ich kann nichts geben, ich habe kein Kleingeld. Dann gib einen Fünfeuroschein, auch die sammele ich in einer kleinen Blechdose. Versuchs mal, Geld ist echt toll!

Und wer wirklich kein Geld hat oder es vergessen hat, daran zu denken, wir können einander immer anschauen, begrüßen und auch fragen, wie es heute geht...

Das ist Respekt und Verbundenheit und Ehrung...Schau an...Schau hin...

 

 





 

 

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