Woran glaubst DU?
Es war ein ungewöhnlicher Anblick:
Eine ältere Frau mit Rucksack und
Gehstock in einer Hand und einem Rosenkranz zwischen den Fingern der anderen in
Berlin an einer Bushaltestelle. Ich ging zu ihr hin und wollte sie
fotografieren. Ich fragte sie, ob sie aus Berlin sei und was es mit dem
Rosenkranz in der linken Hand auf sich hat. Ich teilte ihr auch meine
Verwunderung mit. Sie lächelte freundlich.
„Es gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit,
des in Gottes Hand sein. Ich bin gangunsicher und irgendwie stabilisiert dies
mein Gleichgewicht. Und ja, ich bin Berlinerin.“
„Sind Sie praktizierende Katholikin?“
„Ja und nein…ich gehöre der
katholischen Kirche an, besuche aber die Messe nur nach Gutdünken und
praktiziere eher beiläufig, im Grunde nach Lust und Laune.“
Ich musste lachen.
„Aber die Nummer mit dem Rosenkranz
wirkt hochprofessionell. Ich dachte schon, Sie hätten hier in Berlin einen Pilgerweg
gefunden.“
Als ich mich dann verabschieden
wollte, hielt sie mich am Arm fest.
„Entschuldigen Sie, wenn ich so
frage, aber woran glauben Sie?“
„Ich glaube an Vater und Mutter
Gott, wobei mir die weibliche Linie mehr liegt. Ich vertraue mich morgens gerne
meinen eigenen Gedanken an und bitte und danke und wünsche mir Geleit und Segen
von der Welt, die mir unsichtbar und gefühlt und erlebt aber voller Leben
erscheint, schon mein ganzes Leben lang. Und ich bete gerne um die
Unterstützung für mein eigenes ZUTUN im Leben. Ich glaube, dass es mir hilft da
in der Welt.“
Dann zog ich einen Stift aus meiner
Kleidertasche.
„Den habe ich just in dem Moment
geschenkt bekommen, als ich beschlossen hatte, mein Schreiben in den
Lebensmittelpunkt zu stellen. Ich zeigte ihr die Besonderheit…beim Aufdrehen
erscheint ein Bleianspitzer und damit bin ich überall gut aufgestellt. Und dann
glaube ich auch an einen guten Pflegestift für meine Lippen und daran, dass ein
Taschentuch immer gut ist dabei zu haben. Ich glaube auch, dass es schön ist,
hier mit Ihnen zu reden.“
Jetzt lachte sie.
„Das mit den Göttinnen gefällt mir.
In diesem Sinne Göttinnen Segen für Ihren Tag heute und ihre Vorhaben mit dem
Schreiben. Darf ich Sie umarmen?“
Wir verabschiedeten uns freundlich
und herzlich. Als ich Zuhause ankam und meine Kleidertaschen leerte, fand ich
eine kleine Mutter Gottes darin, die musste sie mir beim Abschied
hineingesteckt haben.
WORAN GLAUBEN WIR
WORAN GLAUBT IHR
WORAN GLAUBT IHR
Ans Menschliche zwischen uns glaube
ich gerne.
Amen
Liebe Ute,du erlebst immer so tolle Begegnungen.
AntwortenLöschenIch bin immer ganz hingerissen von der Art wie du uns das
erzählst.Eben typische "Ute Geschichten".
Ich bin auch evangelisch,aber der katholische Glaube
ist mir nicht fremd,da ich lange in einer Klosterbuchhandlung
gearbeitet habe.Die Medaille,die du geschenkt bekommen
hast,nennt sich "Die Wundertätige Medaille". Auch deine
vorherigen Geschichten habe ich verschlungen.Nach der
längeren Pause,bin ich sehr froh,dass du wieder da bist.
Liebe Grüße Hilde
Liebe Hilde, DANKESCHÖN für Deinen wohlwollenden und würdigenden Beitrag. Schön, dass Du auch wieder hier bist und dass ich jetzt auch weiß, dass Abwesenheit wahrgenommen wird und ich das vielleicht auch mal erkläre. Auch Deine Erklärung zur Medaille, danke. Habe einen feinen Sonntag herzlich Ute
LöschenWieder eine faszinierende UTE GESCHICHTE! Wie gut für uns, daß du das Schreiben in den Mittelpunkt deines Lebens gestellt hast ☺️
AntwortenLöschenLiebe Hanne, an wir werden sehen, wohin die Schreiber führt, aber klasse, dass Du es magst Herzlich Ute
LöschenSchreiberei solls heissen
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