Gründonnerstag

Vor dreißig Jahren musste ich einmal kurz vor Ostern eine Freundin ins Krankenhaus bringen lassen. Sie war neben ihrer Badewanne zusammengebrochen und lag ohnmächtig daneben. Im Krankenhaus dann kam sie nach einer Not-OP auf die Intensivstation und es ging über mehrere Tage immer wieder zwischen Leben und Tod hin und her. Innerhalb weniger Stunden dann fiel sie drei Mal ins Koma und irgendwann stand die Ärztin hilflos neben dem Bett, schaute mich an und sagte:

 

Ich sehe keine Chance mehr. Ich gebe sie her. Vielleicht können auch sie sie loslassen?

 

Nein, das konnte ich nicht und rief so laut ich konnte den Namen der Freundin und sie schlug ihre Augen auf und fragte voller Erstaunen:

 

Warum brüllst Du denn so, ich liege doch neben Dir!

 

Wir darum herumstehenden mussten lachen, weinen. Ich umarmte sie immer wieder und begann meiner Freundin zu erklären, was hier seit Tagen geschehen war.

Sie konnte sich an nichts erinnern, und auf die Frage der Ärztin, wie sie sich denn grade fühle, antwortete sie:

 

Ich habe einen Bärenhunger.

 

Der Oberpfleger rannte in die Küche und brachte einen Teller mit Würstchen und Brot und eine Tasse Hagebuttentee.

 

Wir standen immer noch staunend herum, als meine Freundin plötzlich das Würstchen in kleine Stücke brach und uns den Teller hinhielt.

 

Bevor ich hier noch einmal wegbleibe, würde ich gerne Abendmahl feiern. 

Die Ärztin brach noch das Brot und ohne weitere Worte verzehrten wir zusammen das Mahl. Keine Einsetzungsworte. Nichts war nötig. Alle wussten, worum es ging. Gemeinsam Brot brechen, gemeinsam Tee trinken, gemeinsam retten oder gehen lassen, Schicksal anerkennen, nichts und alles wissen, in Liebe und Wertschätzung alles miteinander versuchen, die Ewige hält uns in allem, die Geistin auch.

 

Wenn mich jemand fragt, das ist Gründonnerstag und Ostern. Auferstehung war mit inbegriffen, musste auch nicht extra betont werden.

 

 

 

Ich wünsche allen Leserinnen ein gesegnetes Osterfest. Auch hier kehrt bis Ostermontag Ruhe ein.