Dienstag, 19. September 2023

Zufallende Lieben

 






Manche Pflanzen passen zueinander und bei manchen weiß ich das nicht.

Bei der aus dem Winterschlaf geholten Schmetterlingsgeranie und dem auf dem Balkon überwinterten Rosmarin hätte ich es einfach nicht geglaubt. Stacheliges neben Blatt, das hätte ich eher nicht angenommen, dass sie sich vertragen.

Ich hatte die Geranie nur kurz abstellen wollen und dann über zwei Tage und Nächte lang vergessen, sie wieder wegzuhängen. Ein Platz sollte erst gesucht werden.

Am übernächsten Morgen traute ich meinen Augen nicht.

Die Geranie hatte sich vollkommen ins Gestrüpp des Rosmarins hineingeschlungen und die erste Blüte war korallenrot aufgegangen. Sie hatte sich richtig an ihn herangeschmissen. Zuvor stand sie tagelang auf einem Tisch und es kam und kam keine Knospe oder Blüte.

Einen Tag später blühte der Rosmarin lilafarben.

Im Laufe des Sommers umgarnte sie den Rosmarin und es entstand eine große Verstrickung und Verzweigung.

Der Rosmarin stand bisher in einem Kasten wie ein Solitär. Er wuchs über fünf Jahre und erstarkte, teilweise ist er verholzt und voller Triebe im neuen Frühjahr. Das Aroma der Nadeln betört und frischt viele Mahlzeiten auf.

Jetzt mit der zarten Geranie neben und mitten in sich wirken beide wie verliebt und zusammengetraut.

Was wird im Winter? Ich werde sie vorsichtig auseinanderdefinieren und jeder Pflanze einen Steckling der anderen beisetzen. Aber die Geranie muss rein. Eine alte Blüte muss die Rosmarindame dann über den Winter tragen. Die Geranie erhält ein Rosmarin Zweiglein zum weiter sich ausflügeln. Vielleicht wächst ja sogar eine neue Rosmarinpflanze.

Aber bis dahin haben sie noch ein wenig Zeit, sich zu umwerben neben meinem Sonnenplatz.

Übrigens gerieten sowohl Thymian als auch Muskat völlig aus dem Ruder, als ich ihnen eine fliederfarbene Petunie im Topf dazwischensetzte. Die Petunie fand ich halbverdorrt neben dem Müll und jetzt überflutet sie alles mit ihrer Blütenpracht, zart aber nachdrücklich. 

Irgendwie alles so menschlich...

So fallen sich manchmal die Lieben zu und bereichern einander oder feuern sich an. 









4 Kommentare:

  1. Sehr sehr interessant ist das alles!!! Die Natur ist doch voller Wunder. Und wir werden wahrscheinlich nur einen winzigen Bruchteil verstehen. Bitte weiter experimentieren und berichten ☺️

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    1. Meine liebe Hanne, klar bleibe ich dran beim Beobachten. Wir wissen alles und janischt, pflegte meine Großmutter immer zu sagen. Herzlich Ute

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  2. Wunderbar,wunderbar liebe Ute.Das ist so schön was in der Pflanzenwelt
    passieren kann.Da sieht man,daß Pflanzen sehr wohl Gefühle
    haben.Und wie du liebevoll auf sie eingehst,wie eine Freundin.
    Habe auch mal gelesen,wenn man z.B.aus einem Garten eine Pflanze mitnimmt,soll man auch etwas das neben ihr wächst mit
    einpflanzen,dann fühlt sie sich wohler.Nehme mir vor,daß ich das auch mal versuche und schaue was passiert.Vielen Dank!Liebe Grüße Hilde

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    1. Liebe Hilde, ja die Pflanzen kommunizieren und fühlen und das mit der Nebenpflanze beim Mitnehmen ist eine gute Idee, merke ich mir. Danke für Deine Grüße und das Kommentieren. Liebe Grüße Ute

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