Wonderstories
Briefe Handschriften
Beim
Anblick dieses wunderschönen Briefkastens fing ich an nachzudenken, was es mit
dem Briefeschreiben so auf sich hat.
Aus
meiner letzten langjährigen Beziehung besteht ein kleiner Handkoffer mit den
Briefen meiner damaligen Lebensgefährtin. Als sie verstarb fanden wir nach
langer Suche mehr durch Zufall meine Briefe an sie. Wir hatten die ganze
Wohnung abgegrast, Schränke durchforstet, Regale durchsucht, und dann endlich
eines Morgens beim Aufwachen sagte ich einfach so in den Raum hinein:
„Mensch
sag doch wo die Briefe sind, ich finde sie nicht!“
Ich
achtete nicht auf meine Wortwahl. Ich meinte natürlich, zeig mir, wo sie sind.
Aber Tote
reagieren sehr direkt, also sie nehmen die Wortwahl wörtlich.
Die Idee
der direkten Ansprache hatte mir in diesem Falle schon einmal geholfen. Mein
Schwager hatte mich darauf gebracht, als er mir deutlich machte, dass Verstorbene
in den ersten sechs Wochen mit den Lebenden kommunizieren.
Ich stand
also an diesem Morgen auf und grübelte weiter über die verschwundenen Briefe
nach. Beim Kaffeekochen schaltete ich das Radio ein. Es lief eine Sendung über
Tagebücher und ein Tagebucharchiv. Plötzlich fiel der Satz:
„Tagebücher
und intime Briefe werden meist unter dem Bett oder unter Schränken verborgen,
um die Inhalte vor Unbefugten zu verbergen.“
Da fand
ich sie. Unter einer Kommode direkt gegenüber dem Bett. Ganz an die Wand
gedrückt, damit sie nicht von außen zu sehen waren. Ich bedankte mich
erleichtert.
Es waren
viele Briefe. In 35 Jahren waren insgesamt 476 Briefe und 243 Notizzettel
zusammengekommen. Wir hatten nie zusammengewohnt, außer in den Ferien. In den
letzten zehn Jahren hatten wir zumindest in einem Haus übereinander gewohnt.
Aber auch das hielt uns nicht von den Zetteln und kleinen Briefen ab. Manchmal
nur Kleinigkeiten, wie:
Schau mal
in deinen Kühlschrank herzlich Deine Schneeeule. Dann war da eine Schokolade.
Wir
hatten uns in einer Zeit kennengelernt, wo niemand Internet hatte oder ein Handy.
Es gab Telefone und Telegramme oder Briefe oder Zettel. Unsere Diplomarbeiten ließen
wir in Schreibbüros tippen. Urlaubsgrüße kamen in Kartenform. Ja, es gab
Postkarten, die hingen dann an der Wand oder schmückten Ordner. Urlaubsfotos
oder andere wurden entwickelt und richtig gezeigt.
Auf jeden
Fall wurde mit der Hand geschrieben.
Das ging
mir so durch den Kopf, als ich diesen wunderschönen alten Briefeinwurf sah. In
meiner Wohnungstür gibt es auch noch den Briefschlitz. Die Zeitung wird dort
manchmal reingesteckt, wenns im Briefkasten zu eng geworden ist.
Und mir
ist noch etwas Trauriges aufgefallen. Als ich vor drei Jahren eine neue
Partnerin kennenlernte, schrieben wir nur noch whatsapp und emails.
Ich habe
nicht eine einzige handschriftliche Notiz von ihr. Nicht einmal eine Widmung in
geschenkten Büchern oder einen Zettel auf dem Küchentisch.
Keine Handschrift.
Das ist doch traurig.
Von mir gibt’s
Küchentischzettel, das weiß ich.
Wann habe
ich die letzten Briefe oder Postkarten bekommen? Zu meinem Geburtstag. Ich bin
in den Tagen davor und danach immer neugierig und schaue mehr als sonst hinein.
Seit in
der letzten Zeit durch Personalnotstände unsere Postzustellung nur noch
unregelmäßig stattfindet, überlege sogar ich, ob ich eher mails als Post
verschicke.
Oder ich
gehe in Berlin eben selber vorbei.
Es ist
schön, dass es whatsapp und emails und instagram und blogs gibt. Ich liebe das
Internet und meinen laptop und mein smartphon.
Briefe
und Postkarten bedeuten: Ich habe mir für Dich Mühe gemacht und Dir meine
uneingeschränkte Aufmerksamkeit geschenkt. Das ist eine feine Geste.
Schön dass du die Breife gefunden hast , ich habe auch einen Breif von meinem Schatz erst wieder gelesen den ich bekommen habe vor 10 Jahren, Ich muss sagen es war auch schön als du uns geschrieben hast damals und wir aber ratlos waren zu schreiben oder nicht, da wir in dieser Zeit eine Brieffreundin die jahrelang gehalten wurde aus der Traumaklinikzeit verstorben war und irgendwie einen Knacks weg bekommen hatten seit dem wieder. Ich habe deine Buddhakarte in der Hand gehalten genauso und was du so geschrieben hast.
AntwortenLöschenDoch funktioniert es nicht .... hier im Blog geht es. Schade...
Lieben Gruss Elke
Wieder mal eine so schöne Wonderstory ☺️Dankeschön, liebe Ute 😘
AntwortenLöschenLG Hanne 😊