Montag, 13. Februar 2023

BERLINERINNEN HABEN GEWÄHLT

 


 

Berlinerinnen haben gewählt

 

Vor ein paar Tagen traf ich eine Nachbarin. Wir haben hier in dieser Straße schon viel erlebt. Sie wohnt seit Anfang an in diesen Häusern, also seit Anfang der Sechziger Jahre, Erstbezug sogenannt. Ich lebe seit 2007 in meiner Wohnung hier.

Es ist hier üblich, dass die Hausgemeinschaft zusammen wählen und anschließend zusammen zu Mittag essen geht. Als zuerst meine Lebensgefährtin und später auch ich hier einzogen, wurden wir schon nach kurzer Zeit gefragt, ob wir uns dieser Gewohnheit anschließen wollen. Wir wollten. Das ist das Dorf in der Stadt und zusammen den Spielplatz drogenfrei halten, nachts für Frauen und ihre Sicherheit sorgen (Trillerpfeifen und guter Kontakt zur Polizei), alten Bewohnerinnen selbstverständlich bei Amtsgängen und Anträgen helfen, Weihnachten einen Basar und Cafetrinken im Waschkeller, all dies gehört hier dazu. Dass wir lesbisch und ein Paar waren, SO WHAT…

 

Dann traf ich vor ein paar Tagen diese Nachbarin. Ich sprach sie auf die Wahlen an und sie winkte genervt ab.

„Ich gehe nicht wählen, sollen die doch machen, was sie wollen.“

Ich erschrak, solche Töne waren neu.

„Aber Du musst wählen gehen, sonst bekommt die AFD Deine Stimmen (drei Wahlzettel)“

„Na das will ich gerne, da habe ich gar nichts gegen!!!“

Ihr Nachdruck in der wütenden Stimme machte mich stutzig, was hatte ich verpasst in dem letzten Jahr, dies war eine Wiederholungswahl.

Ich fasste mich schnell und wand ein:

„Dann gehe hin und wähle die AFD, wenn Du ihnen Deine Stimme geben willst. Gehe hin und übernehme die Verantwortung dafür, es ist Deine Wahl und Deine Pflicht ist es auch.“

Jetzt schaute sie mich erschreckt an. Aber ich blieb standhaft und versuchte sie auch gar nicht von einer anderen Wahl zu überzeugen.

„Sie sind rechtens aufgestellt, also dürfen wir sie wählen, aber bitte gehen hin und nimm Dein Recht wahr.“ Ich flehte fast.

"Außerdem wollen wir nachher wie immer essen gehen, es ist das erste Mal nach diesem Scheiss Corona und ich freue mich schon so darauf."

 

Sie ging wählen. Wir standen im Wahllokal hintereinander und mir war unwohl und wohl zugleich. Ich wusste, ich hatte nie nach der Wahl der anderen gefragt und würde es auch heute nicht tun. Das war ein ungeschriebenes Gesetz.

 

Auf dem Weg zur Gaststätte schob sie ihren Arm in meinen und hakte sich unter.

„Ich kann die AFD nicht wählen, ich will keine Nazis, aber ich will mehr Ordnung und Sicherheit und Sauberkeit. Und ich will mehr Gerechtigkeit.Ich habe die SPD gewählt…aber ich konnte es ehrlicher Weise nur, weil Du mich so direkt aufgefordert hattest, die AFD zu wählen. Hast Du die etwas gewählt?“

Ihre Stimme war nur ein klein wenig mit Zweifel belegt.

„Nee!“ empört kam es aus mir raus.

„Ich habe Grüne und SPD gewählt, für uns hier im Kiez die Grünen, fürs Abgeordnetenhaus auch und Frau Giffey solls mal weiter als Bürgermeisterin richten.“

Wir lachten beide.

Wer in unserer Straße wohnt, hat hart gearbeitet und ist trotzdem nicht reich sondern eher im Alters Armut Bereich angesiedelt. Warum wir alle und auch ich den Grünen die Bürgermeisterin in dieser Stadt nicht anvertrauen mögen, beschreibe ich mal anders, wie die Berlinerin sagt. Aber wir haben es so ausführlich wie noch nie diskutiert. Ich glaube, wir werden mal in die Sprechstunde von den Grünen gehen und ihnen das erzählen. Auch darin waren wir uns einig.

 

Das Essen hat geschmeckt und wir haben das erste Mal über unsere Wahlen gesprochen. Niemand hat die AFD gewählt. Für Ordnung sorgen wir weiterhin selber und für die Sicherheit wenden wir uns an vertrautes Personal.

 

Frieden wollen wir alle. Und Fliehende Menschen aus Kriegsgebieten haben ein Recht hierher zu kommen, auch das war unstrittig. Junge Männer, die Frauen nicht respektieren, haben bei uns nichts verloren. Das sagen auch die Jungen bei uns im Haus und am Tisch. Homophobie? No Chance. Ich bin sicher.

 

 

2 Kommentare:

  1. Jeee das war sehr gut von dir liebe Ute Daumen hoch und auch für euer Viertel, dass die so zusammen halten udn auch probieren alles genauso du. Ich kann nur unterschreiben eure Einstellung.
    Also hier bei mir sind wieder so Rechtsradikale und Reichsbürger, Querdenker, AFD Demo gemacht und rum geschrien mit Polizeieinsatz in unsere Strasse vorbei machen die jeden Sonntag. Ist grausig was die schreien raus die Ausländer, keine Waffenlieferung, Krieg geht uns nichts an, Sturz von den Politiker wir sind das Volk über das, wir an die Macht usw .. das waren diesmal 10 Leute.. so bekloppt die sind.
    Ich höre hier auch über Berlin dass die Stadt so dreckig geworden wäre, so viel Randale, Kriminelle, keine Wohnungen gibt , so teuer ist , keine Stadt mehr zum Leben. Ich sage das stimmt aber auch nicht die haben genauso wie wir hier in Klein Cuxhaven die Schwierigkeiten und die sind so eine Grossstadt dafür und überall geht es so zu ob in Düsseldorf oder Stuttgart. Es kmmt doch darauf an ob man den Kopf in den Sand steckt und nichts sehen will und nicht zu den Wahlen geht oder den Mund überall hält.
    Jee sage ich Besser geht es wenn wir freidlch mit einander kämpfen gegen das Böse in den Menschen und das verkehrte Denken und für Klimaschutz, die Erde ist doch wichtig.
    Auf lass uns Kämpfen sage ich immer für den Frieden, für menschliche Gerechtigkeit, für die Natur ach da gibt es so viel! Für die Kinder und für die Armen, Gleichberechtigung egal wer es ist hauptsächlich ein gemeinsames Leben.
    Ich bin beeintrugt was ihr so macht in euer Viertel macht weiter so
    Jeee der Jugendliche Mondgucker der für Kinder einsteht

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  2. Bow ist ja ein eigener Post toll vielen Dank Elke bis bald

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