Samstag, 29. Februar 2020

Freundschaften im digitalen Zeitalter





Freundschaft digital und analog
I like you

Im Museum für Kommunikation in Berlin wurde eine Ausstellung angekündigt, die mich sofort neugierig machte.
Aber zuerst einmal eigene kurze Gedanken: Was bitte macht für mich eine Freund*inschaft aus? Sind digital geschlossenen Freundschaften andere Freundschaften, zeichnet sie ganz was anderes aus? Wie viele meiner Freundinnen in den Netzwerken der digitalen Welt kennen ich und was bedeutet KENNEN dort?
Ich persönlich rede bei DIGITALER WELT von Instagram, bloggen und Facebook, twitter nur sehr entfernt, whatsapp aber auch, gehört ja zu facebook. Und Flickrl nicht zu vergessen, wo ich erst digital und dann analog zwei bezaubernde und interessante Fotografinnen kennenlernte.
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass Freundinnen, die zehn Jahre jünger sind als ich digital ganz anders unterwegs sind. Ich war befremdet, als ich vor einigen Jahren von nahestehenden Menschen plötzlich digitale Geburtstagsgrüße bekam und ich bin bis heute entzückt, wenn bei mir im analogen Briefkasten echte Post liegt. Ich bin von manchen Bloggerinnen und ihrer kreativen Ausdrucksweise und weiß dennoch, dass wir vermutlich in der analogen Welt nicht eine Teestunde überstehen würden, so fremd wäre alles.
Ich merkte ziemlich schnell, ob Menschen etwas ANDERS drauf waren, was mich wieder gar nicht irritierte. Auch ich ticke manchmal wie gegen den Wind gebürstet. Politische Orientierungen und Freundschaften wuchsen mir plötzlich zu und ich erinnere mich ganz deutlich, wie schön es war, als ich die erste Facebook Gruppe initiierte und wir uns dazu nach einigen Monaten mit kreativen und politischen Fühlern analog in einem Cafe trafen. Mit einigen wenigen bin ich enger befreundet seither. Legendär unser Foto, auf dem vier von uns vor dem Roten Rathaus posieren, nachdem wir einen halben Tag mit Passanten/innen über Friedenswünsche sprachen.



Und ich habe mich auch ENT FREUNDET, ein neuer Begriff aus der digitalen Welt, ich habe mich getrennt, sagte ich bis dahin. Ich habe was beendet. Wenn ich mich langweile oder emotional unzufrieden fühle und Gespräche daran nichts ändern , dann kann ich mich auch schon mal trennen. Besonders irritierend  fand ich auf Facebook so eine emotionale Abstrafung und auch das berichtete Gefühl einzelner, dass sie sich likten oder die Beiträge likten, eben weil sie befreundet waren. Ich bewegte mich da eher immer leidenschaftslos und kümmerte mich nur um das, was mich interessierte. Nachdem mich aber einmal eine Frau darauf angesprochen hatte, war meine FACEBOOKUNSCHULD dahin und ich mochte mich dem Klima dort nicht anschliessen, aber aufhören und mich ausschließen wollte ich mich auch nicht.
Also das Thema berührt meine Lebenswelt und somit war ein Sonntag dann der meine in dieser Ausstellung. Und da ich fand, dass sowas bestimmt gemeinsam mit einer Freundin Freude macht, habe ich eine kolligiale Freundin, die ich seit 20 Jahren beruflich kenne, gefragt und sie hatte diese Ausstellung auch schon ins Auge gefaßt.
Julia ist 10 Jahre jünger als ich und schreibt gerne Briefe und liebt whatsapp. Sie ist eine Wundertüte für literarische Entdeckungen, Zitate und sie interessiert sich für feingeistige Angelegenheiten. Wir sind ein lustiges Team, denn beide sind wir kulturell interessiert, in dieser Kombi bin ich die tollkühne und dreiste, sie ist eher die bedächtige und abwägende. Es kann in Gesprächen sehr nahe werden, aber manchmal ist die abwägende Ruhe sehr schön und wir können das Verebben von Gesprächen gut aushalten. In der Ausstellung habe ich sie ganz oft an Orte geholt, die mir gefielen, Julia aber schaut sich wirklich ganz genau JEDE EINZELHEIT an. Wir fühlten uns wie Kinder, Mädchen eben. Ich hatte die Ausstellung dreimal durch, da kam sie grade zögernd zur Fotobox am Ende. Sie konnte mir im Nachhinein Einzelheiten berichten, die mir völlig entgangen waren in ihrer Tiefe. In der Fotobox zierte sie sich ganz wenig und ich war voller Abenteuerdrang und hätte die am liebsten gesprengt. 




Wie früher als Kind.Im Grunde ergänzen wir uns gut und so war es auch früher auf der Arbeit. Gefühlte Diversität, Unterschiedlichkeit. Wo beginnt der Moment, wo ich aussteige aus der Fremdheit und dem Anderssein, wo macht es mir Freude?
In dem Museum für Kommunikation wurden wir dann von zwei Robotern begrüßt, einer sprach, der andere bot in einem Bildschirm Informationen. Sowas liebe ich. Völlig berechenbar aber trotzdem mit dem Gefühl, als würde ich  eine Wundertüte öffnen und eine magische Zauberwelt betreten.

Mit diesem Start möchte ich es für heute belassen. Die Ausstellung ist INTERAKTIV und birgt so viele Schätze der Erinnerung und zugleich inspirierte sie mich so sehr, dass ich bemerke, dass ich endlich den Stoff gefunden habe, den ich schon länger immer wieder in mir bewege. Also gebe ich dem Raum und Zeit.
Ich widme dem März DIE FREUNDSCHAFT zwischen Menschen.
Ich beende diesen Post mit dem wunderschönen Kuss meiner Freunde Pit und Andrea mit der der Freundschaft innenwohnenden Frage: Was unterscheidet die Liebe, Beziehung und Freundschaft voneinander oder gibt es da Konstrukte oder Wahrheiten?
Einen schönen gesunden Sonntag am 1. März uns allen.



4 Kommentare:

  1. *wow* lass uns beben lach was für ein Posting voller Gefühlswallungen, grossartig leibe Ute dass du solche Freunde gefunden hast!!!!

    Herzmachende Elke

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    1. Du meintest wahrscheinlich LEBEN, aber BEBEN triffts irgendwie fast besser. Lieber Grüße ans Meer

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  2. Hiiilfe! Auf was soll ich da eingehen??? ;)Wieder sooo viele und schöne emotionale Worte von dir. Ich seh' dich förmlich vor mir. Mit deiner frischen, unternehmungslustigen Art! Dich als Freundin zu haben, ist mit Sicherheit alles andere als langweilig. Und ......ich glaube, wir würden ein wenig mehr als eine Teestunde überstehen ;)

    Liebe Grüße und weiterhin einen schönen MÄRZ :)

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    1. ja, liebe Hanne, das glaube ich auch, also das mit der Teestunde...ja, wie ist es wohl, mich als Freundin zu haben? Ich mag Frauen wie mich, und ich finde auch ruhigere Frauen sehr sympathisch. Ich liebe Wertschätzung und Treue. schönes Wochenende noch

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