Mittwoch, 27. Februar 2019

WONDERSTORIES Perchtenwunder in Berlin




Wenn die Percht das erste Mal kommt
Fragt sie nicht nach
Paßts grade
Oder ist’s schön jetzt
Ach und sowieso
Sie ist alles
Aber vor allem auf den ersten Blick nicht schön
Sondern ein Graus dass es einem nur so den Schrecken
verpasst
Und noch was,
ich komme aus Berlin
es gibt keine Berge
wenn du mal von der Haveldüne absiehst
aber die würde die Percht niemals als Berg akzeptieren
oder als ihre Heimat anvisieren
also alles in allem
eine ganz bescheuerte Situation
im Grunde würde die Percht hier niemals vorbeischauen.
Trotzdem ist sie heute eine meiner meine Hausgöttinnen,
vielleicht sieht sie selber das ganz anders
und graust sich selber vor meiner Anmaßung
aber ums auch deutlich zu sagen
SIE IST ZU MIR GEKOMMEN
Ich habe sie dann
Nach einer Weile
Nee sie hat mich überzeugt
Ich bin überzeugt, dass es sie gibt.
Wie sie kam?
Es war mein erster Arbeitstag.
Plötzlich stellte sich mir ein uralter Mann in den Weg.
Sein Gesicht sprang mich an
Wild uralt starke abstehende Ohren ein großer Mund schräg
Voller übergroßer schräger Zähne
Ein Unterbiss zum Erbarmen
Dunkelbraune feurige Augen
Die sprangen mich auch an
Ich hatte nicht Angst aber es war  unheimlich.
Dann kam die Stimme.
Keine Chance auf Diskretion. Lautstark.
Kennst Du mich?
Nö!
Du kennst mich nicht?
Nö!
Seine Aussprache tiefstes Bayerisch, ein RRRRRRRRRRRRR
Ein GROLLEN die Berge im Maul die Felsbrocken im Gesicht.
Nö, ich kannte die Percht nicht.
Ich bin die Percht.
Ich schreie gegen den Wind, ich brause durch dein Leben,
ich schaudere und Du wirst schaudern.
Na dachte ich, das ist ja wohl der wahnsinnigste Job, den ich
Je angefangen habe.
Mittlerweile hatten wir die ungeteilte Aufmerksamkeit
mehrerer Mitarbeiter, die erwartungsvoll auf meiner Reaktion
warteten.
Hat hier jetzt mal jemand eine zündende Idee? Ich hatte
nämlich erstmal keine.
Ein älterer Oberpfleger griff beherzt ein.
Also die junge Frau wird vermutlich das neue Bodenpersonal
vom Jungen da oben? Sein Finger zeigte gen Himmel und seine
Frage richtete sich an mich.
Ich grinste, ich war als Seelsorgerin fürs Ökomenische
eingestellt worden und fand die Idee mit dem Jungen da oben
wirklich gut.
Das ist Herbert, 87 Jahre alt, Bergbauer aus Tirol, seit 15
Jahren als Alkoholiker mit Korsakow Syndrom, seit 15 Jahren
ohne Alkohol. Seither glaubt er, er sei das gesamte himmlische
Personal der göttlichen Wesenheiten aus dem Alpenraum.
Unsere Begegnungen wurden göttlich.
Herbert baute mir eine Perchtmaske aus Ton. Er überreichte
sie mir während einer Weihnachtsfeier.
Auch wenn du das nicht kapierst, sie wird dich immer
verrückt machen und Du wirst das alleweil brauchen.
Die Maske sieht aus wie Herbert aussah.
Herbert starb Weihnachten. Einfach so. Er wollte im Meer
verschwinden nach dem Sterben. Wir haben ihn in der Havel
beerdigt. Das ist das Meer in Berlin.
Die Percht ist geblieben. Er hat sie uns nach Berlin gebracht.
Jetzt kennen wir sie auch.
Ab dann fehlte mir sein grauseliges Angesicht und sein
gerolltes steinernes RRRRRRRR,.
Das war seine Schönheit.
Die Maske erinnert mich daran.
Die Maske erinnert mich auch an die Durga, die andere Seite der Tara.


1 Kommentar:

  1. Huuuuuu, ganz schön furchterregende Geschichte heute 👹Was du schon alles erlebt hast.....Ich denke, da kommt noch Einiges auf uns zu 😊

    Jetzt aber erstmal ein schönes Wochenende ☺️

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