BRAUNER
HERBST
Doch,
die Kastanien sind ein guter Neuanfang nach so langer Ruhe hier auf meinem
Blog. Es gab einen guten Grund für diese wirklich lange Pause:
Meine
langjährige Lebensgefährtin ist mit 67 Jahren nach sehr langer Krankheit am 1.
August diesen Jahres verstorben. Wir
haben 35 Jahre miteinander Leben geteilt. Das war intensiv. Nachdem ich jetzt ihren
Haushalt (wir haben nur in unseren Urlauben zusammengewohnt, und in den letzten
zehn Jahren in einem Mietshaus zwei übereinandergelegene Wohnungen bewohnt)
aufgelöst habe, sie zuvor der Welt zurückgereicht und nach ihrem Wunsch
verstreut habe, zuvor zehn Jahre immer mehr unterstützend und in den letzten
Jahren auch periodisch mehr und mehr pflegend mit ihr lebte,
beginnt
jetzt eine andere Zeit für mein Leben, MIT ihr in meinen Erinnerungen und
meinem Herzen, OHNE sie in der leibhaftigen Welt.
So
bin ich das erste Mal alleine wählen gegangen. Das ist profan, aber jede noch so kleine Aktion ist ersteinmal ALLEINE, sofern ich sie nicht ohnehin alleine getätigt habe. Aber das Bewustsein von OHNE DIE ANDERE macht die erlebte Qualität aus.Obwohl, der Witz der
Gleichzeitigkeiten aller Ebenen will, dass sie tot noch ihre Wahl getan hat,
vor dem Sterben per Briefwahl. Ich finde das irgendwie lustig, als würde ein
Streich gespielt. Barbara hatte diese humorige Seite und lächelt bestimmt verschmitzt.
Jetzt
erreichte mich vor drei Tagen ein Kommentar einer Leserin, die sich auf einen
Post vor einem Jahr bezog, in dem ich von Kastanien und meinen Herbstritualen
schwärmte. Tja, dachte ich, damit ist dieses Jahr nichts geworden. Mein Herbst
war der Tod und nicht das Kastaniensammeln. Ich fand es gar nicht traurig oder
schlimm, ich realisierte es nur.
Dann
machte ich gestern Abend einen Spaziergang am Landwehrkanal, einfach mal auf
der anderen Flusseite. Warum? Weil für die Sicherheit von Frau Merkel zum
Wahlabend mein gewöhnliches Flussufer gesperrt ist. Was soll ich Euch sagen:
Diese andere Flusseite ist voller Kastanienbäumen, das hatte ich nie gemerkt,
vor mir lag der Gehweg voll und es ging mir wie beim Pilze sammeln, findeste
welche und suchst sie nicht, haste keine Tasche dabei und findest sie. Ich
sammelte also nur einen Schwung auf, der in Westentaschen verschwinden konnte.
So
hat also der BRAUNE SONNTAG auch eine andere braune Seite, ein schöne
verschenkt.
Seit
Barbara verstorben ist leitet mich meine Intuition, lasse ich mich leiten,
erlebe Vertrauen und vertraue…ich verspüre eine Lust zum Abenteuer und zur
Gradlinigkeit…es ist vor dem Schatten viel Sonne und das ermutigt mich, auch
politisch. Wie ich mir das vorstelle oder was ich dazu denke, mag dieses kurze
Sprengsel verdeutlichen.
Das
Trauerjahr hat begonnen und die Lebensfreude gehört dazu.
Danke für den Kästner! Die Lawine läuft weltweit bereits.Es bleibt, was immer möglich war:
Da wo ich lebe, meine Stimme so erheben, wie ich kann und wo meine Stärken liegen. Mich verbinden mit Menschen, in meinem Falle meist Frauen aber auch Männer mittlerweile wieder, die eine liberale, emanzipierte und humanistische Grundeinstellung mitbringen. Alles persönliche ist politisch, feministische Grundannahme.Das kann der Blog sein, die politische Mitarbeit im Bezirk, die Unterstützung einer Partei, Rituale mit Gleichgesinnten, gesund kochen, zusammen wandern, singen, immer auch in dem Bewustsein einander zu stärken und (JETZTWIRDS PATHETISCH!)zu lieben, im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten. Soviel von mir aus Berlin.
Mein herzliches Beileid zu Deinem Verlust, liebe Magierin.
AntwortenLöschenZu allem anderem, von Dir Geschriebenem, bleibt mir nur eins: ♥♥♥
Liebe Grüsse
Clara
lange hörte ich nichts mehr von dir und ich fühlte so was und dachte an diene liebe Partnerin das ssie ja so schlecht geht und nun lese ich dass sie verstorben ist geborgen bei dir zu all den Sternen am Himmel für immer.Ruhe sie in Frieden..
AntwortenLöschenSchmerzlich ist die Trauer um einen wertvollen Mensch und so bewusster jetzt wieder zu leben wie die Kastanien dir zeigten, es ist wie ein Zeichen!
tiefe Umarmung für dich zum Trost deines so nahenden Menschverlust
Elke und all ihren Seelen
Liebe und Licht. Für sie und für Dich.
AntwortenLöschenAlles Liebe
Erika
Ich bin über den Titel "Trauerjahr" gestolpert. Und dann kam noch ein Post mit dem Titel und noch einer... bis hierher hat es mich gebracht.
AntwortenLöschenMein aufrichtiges Mit-Gefühl für Dich.
Deine Zeilen, Worte haben mich berührt.
Ich finde es tröstlich und bewegend zu lesen von einer, die das Trauerjahr "sichtbar" macht.
Mein "Trauerjahr" ist nach dem Verlust meiner Mutter im Januar diesen Jahres überschwemmt gewesen mit so viel anderen zutiefst verändernden Dingen. Sehr viel tiefe Verunsicherung und Bewegung durch das, was im Kielwasser nach ihrem Tod an die Oberfläche kam.
Mir fehlt der Ausdruck meiner Trauer und des Schmerzes.
Doch gibt es Beschränkungen in der Trauer?
Vielleicht beginnt mit meinem Geburtstag am 1.1. eben mein Jahr zusammen mit meiner Mutter.
Damals trugen die Menschen lange Monate schwarz. Natürlich kann das jede selbst entscheiden. Aber irgenwie hatte es auch einen Sinn. Wie soviele Trauerrituale, die heute immer mehr verloren gehen.
Ich hoffe, dass Du auch dieses erste "allein im Advent" und das erste Weihnachten ohne sie auf Deine so beeindruckende Art und Weise gut erlebst und gestaltest.
Ein achtsames und respektvolles Ahoi an Dich.
Oona
Liebe Oona, in Deinem Trauerjahr mit Deiner Mutter gehst Du Deinen Weg und der hat nichts mit oder ohne Zeit zu tun, sondern es ist immer wie es ist, nicht mehr und nicht weniger...grade richtig so. Schmerzen sind die Schwester der Trauer...auch das ist eben so...und wie sagte vor kurzem eine liebe Freundin:"nicht alles braucht Worte...". Das hat mich sehr beruhigt. Ahoi zu Dir mit herzlichen Grüßen
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