Über
das Verschwinden
Zuerst
verschwand ein Gedicht. Ich hatte aufgeschrieben, korrigiert und wollte es
verschenke…es war weg…so wie der eine Socken, der uns allen im Laufe unseres
Lebens auf rätselhafte Weise von der Waschmaschine verschluckt wird…weg. Das
Notebook hatte es gefressen.
Meine
Freundin und ich begannen zu suchen.
Dann
erinnerten wir uns daran, wie einmal einfach ein Mensch aus unserem Leben
verschwand. Er war ein IT Spezialist und arbeitete als Assistentin meiner
Lebensgefährtin. Er war fest eingebunden und zuverlässig in allen
Universitären- und Arbeitsprozessen. Über viele Jahre. Er verschwand von einem
zum anderen Tag. Aus der Uni, aus der Arbeit, aus dem Leben seiner Freundin,
aus dem Leben seiner Studienkollegen. Gehalt konnte nicht mehr zugestellt werden,
Telefon war abgemeldet, Facebook Account gelöscht, email Accounts gelöscht.
NICHTS MEHR. Es gab ihn nicht mehr. Nicht mehr für uns und für andere Menschen.
Damals fühlten wir uns eine Woche wie todkrank, so fuhr uns der Schreck in
unsere Seelen und Knochen.
Daran
erinnerten wir uns, während wir das Radio einschalteten…in diesem Moment wurde
ein Feature angesagt…ÜBER DAS VERSCHWINDEN…ohhhh uns wurde ganz heiß…in diesem
Moment schaute ich auf den Kalender…am nächsten Tag wartete der Totensonntag
darauf, dass wir uns der Menschen erinnerten, die von dieser Welt verschwunden
waren…nicht aber aus unseren Herzen.
So
landeten wir vom verschwundenen Gedicht bei den verschwundenen Menschen. Mein
Schwager Reiner und mein schwedischer Schwiegervater Folke sind am selben Tag
verschwunden, beide am Morgen des Geburtstages meiner Gefährtin…im selben Jahr.
Nach dem zweiten Anruf mit einer Todesnachricht an ihrem Geburtstag stellten
wir das Telefon aus…mehr war nicht zu verkraften…was für ein Schicksalstag ein
Geburtstag werden kann und für immer
wäre…der Dezember 2014 war hart, in diesem Dezember 2015 wird es uns sehr
bewusst. Niemand von uns will feiern. Aber wir wollen nicht, dass sie aus
unseren Herzen verschwinden…das Verschwinden von der Erde akzeptieren wir wohl…
Viele
sind verschwunden im letzten Jahr, die wir nie kennengelernt haben…alle werden
ein Herz zurück gelassen haben…irgendwo in einem anderen Menschen…daran wollen
wir denken in diesem Dezember im Monat der Liebe…
Dankeschön!
AntwortenLöschenWas für eine Geschichte.....DANKE für's Erzählen.
AntwortenLöschenWelch denkwürdige Augenblicke.... <3
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