Mittwoch, 9. Juli 2014

SCHREIBMARATHON









SCHREIBMARATHON
Ich liebe Bücher übers Schreiben.
Es geht nichts über das Blättern in:
Nathalie Goldbergs Schreiben in Cafés und Wild Mind freies Schreiben
Sol Steins ÜBER DAS SCHREIBEN
CAMERONS Wege Des Künstlers,
Joan Didion Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben
Nach zwanzig Seiten waren alle tot EINE ANTHOLOGIE bekannter Autorinnen
Gabirelle L.Rico garantiert schreiben lernen
Stephen King Über Schreiben und Leben
Und viele Bücher und Autoren_innen mehr.
Meine Regale sind voll davon.
Ich schreibe seit meinem zwanzigsten Lebensjahr und weiß, was ich kann und will und was mir schwer fällt und wo es klemmt.
Ich fühle mich beim Schreiben unbeirrbar und würde niemals an so masochistischen Veranstaltungen wie den Bachmann Wettbewerb teilnehmen. Ingeborg Bachmann dreht sich Jahr um Jahr im Grabe um, darauf wette ich.
Deshalb genieße ich so Sachen wie einen Schreibmarathon.
Entweder mit anderen zusammen in einer Schreibgruppe oder mit mir alleine.
Das geht so:
Es wird ein Topf aufgestellt, in dem sind alle möglichen Schreibthemen auf Zetteln geschrieben. Jede kann eigene Themen mitbringen und da rein werfen.
Die Zeit beginnt, eine halbe Stunde läuft die Uhr, eine zieht ein Thema und alle schreiben eine halbe Stunde über dieses Thema. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es kann jede Textform sein.
Nach einer halben Stunde ist Schicht im Schacht und die Einzelnen lesen ihre Geschichte, ihren Text vor. Niemand MUSS lesen, aber es ist natürlich eine Herausforderung, einen grade geschriebenen Text so zu offenbaren. Es wird nicht darüber gesprochen. Es geht ums Schreiben und Lesen und ums Loslassen des Kopfes.
Nach einer viertel Stunde wird fortgefahren. Ein neues Thema, eine neue halbe Stunde. Und dann dasselbe. Vorlesen und nach einer viertel Stunde weiter.
Wenn ich dass alleine mache, arbeite ich genau in diesem Zeit Schema.
Ich lese mir den Text vor, dann kann ich seine Schwächen und aber auch Stärken viel besser erkennen und verändert wird erst nach ein paar Tagen. Also auch keine Selbstkritik beim Lesen sondern Wahrnehmung ist gefragt. Nach einer Woche kann ich einen Text immer noch verwerfen, aber oft finde ich tolle Sachen dabei. Bei den Gedichten bin ich nach einem Jahr manchmal erstaunt, was für schöne Ideen ich habe.
Diesen kritischen Zensor, der immer alles runtermacht, den habe ich aus meinem Schreib- und auch anderen Leben rausgeschmissen. Er kommt selbstverständlich auch mal wieder hervor, aber dann gibt’s die ROTE KARTE und Platzverweis.
Der Effekt dieses Marathons ist es, dass ich irgendwann völlig aus dem Kopf bin und die Ideen nur so fließen. Das mit anderen zusammen zu erleben, ist ein erhabenes Gefühl. Es ist oft viel Aufrichtigkeit im Raum und die Prozesse laufen ins Freie. Also ein Schreibmarathon eignet sich auch durchaus für die Entwicklung eines Romans, dessen Figuren oder Räume, manchmal lasse ich meine Figuren Gedichte schreiben, um mehr zu erfahren über sie und dann besser über mit ihnen zu handeln und sie zu beschreiben, dann fließt ein Text flüssig weiter.
Also, wie ich finde, eine wunderbare Schreibmethode, um in Schwung zu kommen und es macht Spaß zusammen.
Vor einigen Tagen war ich auf einem Geburtstag und wollte mir einen Buchtitel aufschreiben und einen Laden, den eine der Geburtstags Gästinnen nannte. Ich zog mein Heft raus und meinen Stift und fünf Frauen erstaunten gleichzeitig:
„Mensch das gibt’s doch gar nicht, so altmodisch, Du hast extra ein Heft und einen Stift dabei, um Dir was aufzuschreiben?“
„Naja ich schreibe sehr gerne mit der Hand und bin Schriftstellerin, da bietet sich das schon an. Wie macht Ihr den das?
Alle zogen ihre Smartphones und blinkerten damit.
„Wenn ich ein IPad Air hätte, könnte es sein, dass ich auch mal, MAL, ein Heft weglasse, aber auch das ist eher unwahrscheinlich, wie gerne schreibe und klebe ich schnell mal ein Bild rein und texte dazu. Das erwarte ich vom IPad, dass der Kleber wegfällt und ich flink im Verteilen bin von netten Briefchen.“
Dann wollte ich von zwei Frauen, die Tabletts haben, wissen, wie es sich auf den Tastaturen schreibt.
Beide wie aus einem Mund:
„Damit schreib ich gar nicht so viel.“
Ja, seht Ihr, dafür aber würde ich es mir gerne kaufen. Zum Schreiben in der U Bahn, auf den Fahrten hin und her oder im Café und dann mal schnell bloggen oder versenden oder vorbereiten.
In meiner Urlaubszeit werde ich in den APPLE Store gehen und mich mal haptisch vertraut machen, einfach mal ein Gefühl dafür kriegen und dann vermutlich sparen.
Saß ich doch vor kurzem in der U-Bahn und beobachtete einen Mann beim Lesen auf einem Tablett und er schreibt handschriftlich rauf und macht ein paar wisch Bewegungen, dieses ewige erotische Spielchen mit dem Touchscreen und zack ist alles in den Text eingearbeitet.
Ich spreche ihn an. Er erklärt mir, dass das ein Extra Programm ist, dass die Handschrift superklar sein muss und dass es aber auch so geht, dass der Text erst einmal handschriftlich gespeichert wird und er später nacharbeitet an seinem Laptop.
Ein Samsung Tablett hatte er. Autor war er. Ich war hingerissen. Vom Tablett und seinen Möglichkeiten. Und von seiner unvoreingenommenen Beschreibung und Erklärung.
Also vorerst bleibt’s bei meinem Block und Heft und dem Stift.
Auf den Block habe ich vor, das IPad Air als Bild draufzukleben. Bestimmt haben die in dem Store Werbebroschüren, oder sind die auch schon out?
Bis dahin, Schreibmarathons auf Handbook und mit der Hand, Romane aus handschriftlichem Guss, Gedichte von Hand und ins Laptop, in der U Bahn  geschrieben, kaum lesbar, wegen dem Ruckeln, aber ich kann schreiben, und das ist die Hauptsache.




1 Kommentar:

  1. Ich liebe es zu schreiben und solange es noch schönes Papier und Stifte gibt und gemütliche Cafe´s, ist das meine Wahl der Schreibutensilien.
    Aber das eine auch handschirftlich in ein Tablett schreiben kann- erstaunlich.
    Beste Grüße
    Oona

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