Freitag, 16. August 2013

U Bahn Stories magisch unterwegs in der berliner u bahn





Berliner U-Bahn Stories


Die Berliner U-Bahn ist für mich ein Alltagsfortbewegungsmittel ebenso wie meine Füße, die mich tragen.
In der Regel fahre ich damit zur Arbeit, verbringe insgesamt eine Stunde darin und erleben täglich viele Lebenssituationen, die ich im eigenen Auto oder auf dem Fahrrad gar nicht mitbekommen könnte.
Die Kurzweiligkeit der Begegnungen fasziniert mich oft. Der flüchtige Moment macht die Fahrt aushaltbar, wenn ich müde und lustig, wenn ich offen bin.
Meinen ersten Liebhaber lernte ich vor 40 Jahren in der U Bahn kennen, zwischen Prinzenbad und Mehringdamm, da war nicht viel Zeit, da war`s ein Lachen und Grinsen und dann war`s um die Zuneigung geschehen, in einer Zuneigungskurve, wie ich es früher nannte, denn die Bahn fährt da einen großen Bogen über der Stadt.
Den Spaß am kurzweiligen Kontakt habe ich bei meinem Großvater kennengelernt und ich habe ihn mir ab sozialisiert und auf diese Weise selber vererbt. Mein Großvater lebte sehr kontaktfreudig, er sprach Menschen an, fragte sie, verwickelte sie in Gespräche und war immer im Kontakt. Im Grunde ist sein Sohn, also mein Vater ein ebenso lebensfroher und lustiger Mensch unter Menschen gewesen. Auch mit ihm war das Reisen und unterwegs sein ein Vergnügen, eine Offenbarung im Dabeisein und Zusammenkommen.
Erst in letzter Zeit habe ich manchmal das U Bahnfahren Leid gehabt, die Enge zu bestimmten Uhrzeiten, die Masse der Touristen, es gibt viele Gründe, die Magische Verbindung zu verlieren, mit mir und der Natur kann es sich ganz ähnlich verhalten. Es gibt immer ebenso viele Gründe zurück zur Freude zu kommen, wenn ich meine Achtsamkeit mehr lenke, die Freude am Kontakt, an der Begegnung mehr suche und das Schöne wieder finde. Das ist mein Trick, wieder zurück zu kommen in die Natur und hoffentlich auch in die U Bahn. Deshalb hier nun ab und an die U Bahn Stories.
In dieser Woche gab`s eine wundersame Begegnung, die nur zu einer werden konnte, weil ich Mut hatte, weil meine Gegenüber offen reagierte und weil uns dieselben Begegnungen interessierten.
Ich fuhr von Warschauer Str. nach Schöneberg. Am Görlitzer Bahnhof stieg eine junge Frau ein, ca.30 Jahre alt, unscheinbar auf den ersten Blick, setzte sich mir gegenüber. Zwei Stationen später stiegen vier ältere türkische Migrantinnen zu, voller Lebensmitteltaschen, Tütenberge, irre temperamentvolle Gebärden, laute Stimmen, Towabo um Sitzplätze, alle zusammen natürlich, zwei jüngere Menschen standen sofort auf, weil die Energie so überbordend und platzeinnehmend wirkte, vermutlich. Ich begann unvermittelt zu lachen, ich fand diese Energiewelle dermaßen lebendig und toll, die junge Frau mir gegenüber lachte sofort mit. Alle vier saßen nun um sie rum und sie schien das zu genießen.
Ich zu ihr: was für eine Welle…
Sie: unvorstellbar, dass Frauen unterdrückt werden…
Ich: ich genieße diese weibliche Präsenz…
Sie: ich hasse normaler Weise, wenn Männer sich so breitbeinig hinsetzen, aber das hier könnte ich täglich haben…
Wir lachen. Derweil wurden alle Tüten umgepackt, Wasser wurde ausgetauscht und getrunken…wir lachten alle…
Kürfürstenstr. Machte sich die junge Frau auf, verabschiedete sich mit Tschüss und weg war sie.
Zwei Tage später, ich wieder auf dem Nachhauseweg, Görlitzer Bahnhof steigt die junge Frau wieder ein. Wir lächeln, sie sagt nur:
Berlin ist ein Dorf und die Welt ist klein.
Ich denke, frag sie doch mal, auf was für einem Weg sie ist und frage.
Sie: Ich bin auf dem Weg zur Arbeit.
Ich: Ach so, ich komme von der Arbeit und bei Ihnen beginnt der Arbeitstag.
Ich total neugierig und trotzdem einen Moment zögerlich und dann eine innere Stimme, los frag, du wirst dein blaues Wunder erleben. Ich schwankend, ob blaue Wunder jetzt mein Ding sind, immer noch zögerlich, steigen drei Mütter mit schreienden wilden Gören rein. Alles Mädchen und wild und Affenschaukel an den Stangen und drehen an Innenstangen und ein Hau und ein Hee und wieder weiblichen Präsenz zum Überborden.
Sie: früh übt sich.
Ich denke los jetzt frag: was arbeiten sie eigentlich?
Und dann stellen wir fest, dass sie in der Begine, einem Frauenladenlokal arbeitet, bei einer ehemaligen Freundin von mir und dass sie ebenso wie diese Freundin und ich vor Dreißig Jahren diesen Job in einer Frauenlokation als Neuzugezogenen nutzt, um als Lesbe in der Stadt sich einen Freundinnenkreis aufzubauen und Beziehungen zu knüpfen. Ja denke ich, alles bleibt beim Alten, auch wenn Handy gibt und Internet, die leibhaftigen Beziehungen und ihre Netze sind überall auf der Welt gewünscht.
Ich habe endlich einen Grund mal wieder in die Begine um die Ecke bei mir zu gehen und werde Manu wiedersehen…und die neue junge Frau wird in Dreißig Jahren vielleicht auch in einer U Bahn sitzen und vielleicht wird sich auch bei ihr dann irgendein Kreis Schließen. Jedenfalls konnte ich nicht davon ausgehen, dass diese fremde Frau und ich dieselben Kreise und Frauen kennen.
AUCH DAS IST U BAHN FAHREN…










4 Kommentare:

  1. So schließt sich der Kreis. Eine wunderbare Begegnung und Geschichte. Ich mag ja sowas. Da zeigt es sich mal wieder, daß es keine Zufälle gibt. Alles hat seinen Sinn, auch wenn wir ihn nicht gleich sehen. Irgendwann erkennen wir ihn.
    Wunderbar, danke fürs Teilen. Ich erkenne auch gerade mal wieder den Sinn in einigen Dingen und bin schon den ganzen Tag total fasziniert davon.

    Beste Grüße,

    Kivi

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    1. und meist spüren wir es doch im Vorhinein...Dir auch liebe Grüße und feine Erlebniss

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  2. diese Begebenheiten ich liebe so was und früher habe ich ob Ubahn oder Bus viele Verschiedene Mneschen kurz auf meinen Fahrtweg kennen gelernt udn so manche Gespräche waren freudig mit wundern und nicken dabei und man wusste nie ob man nochmal sie begegnen könnte!
    So erlebt man die Welt zusammen und man muss den Mut haben einfach sein inneres Sprechen zu lassen...
    ob alt oder jung man kann mit einande rin Kontakt kommen, einfreundliches lächeln oder nicken und hops ist man ins Gespräch!
    Eine wunderbare Geschichte aus deinem Leben!
    Lieben Gruss Elke

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  3. Das Leben schreibt meist die interessantesten Geschichten und oft sind es solche "Zufallsbegegnungen", die uns dauerhaft in Erinnerung bleiben.

    LG, Varis

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