DIE
GEISTER, DIE ICH RIEF ODER DIE PERCHT IM MAI
Die Percht hat mir diesen
Monat eingeschenkt, vom ganzen Leben einen fetten Brocken…und immer ging es für
oder in mir darum, eine Haltung zu fühlen…aufrecht oder innen gehalten…auf
jeden Fall ehrlich…viel Klarheit war gefragt…oder aber das Zugeben der unklaren
Momente…es mir und oder anderen auch einzugestehen…ob es denn die Energie der
Percht war vermochte ich für mich nur daran auszumachen, dass ich an sie dachte
oder mich an die Tüte erinnerte…um zu verstehen, was ich meine, hier noch
einmal der Link zu meinem Post dazu…l
Gestern dann folgende
Begegnung…wie ich fand auch eine Herausforderung…
In der Straßenbahn mir
gegenüber zwei Jungen, ungefähr 10-12 Jahre alt, sehr lebendig und laut
sprechend miteinander unterwegs zur Schule. Um mich herum eine junge Frau, mir
gegenüber eine ältere Frau…
Die Jungen unterhielten sie
über ein Computerspiel, in dem ging es darum, den Feind nackend auszuziehen,
ihn zu umtanzen mit verschiedenen Waffen und ihn am Ende zu töten.
Sie gaben sich gegenseitig
Tipps für schnelle Vorgehensweisen…der eine sehr engagiert und kenntnisreich,
der andere eher teilnahmslos aber schnell im Wissen preisgebend, völlig
kompetent und ohne spürbare Anteilnahme. Die beiden Frauen um mich schauten
erschreckt…ich selber fühlte mich zunehmend unwohl, spürte auch Angst und Befürchtungen
und wußte nicht so recht, wie ich eingreifen könnte…bis mir das Leben in die Hand
gab, was zu sagen…Plötzlich nämlich sprachen sie über Hausaufgaben, Mathe, und
der Anteilnahmslose erklärte einen Lösungsweg…zack zack, ich verstand nur
Bahnhof, dann sagte er so vor sich hin:
“ganz einfach eben.“
Und schaute mich dabei eher
zufällig an. Ich lachte.
„Ich verstehe gar nicht, was
du grade erklärst hast, für mich ist das nicht einfach.“
Dann begann er zu lächeln
und versuchte mir langsam und voller Herzblut den Lösungsweg und den Sinn der
Aufgabe zu erklären…ich verstand immer noch sehr wenig, aber was ich spürte, war
eine große Erleichterung, weil es nämlich Spass machte ihm zuzuhören, seine
Freude zu spüren, seine Begabung zu fühlen…
Ich bedankte mich bei ihm
und sagte ihm, dass es mir so viel besser dabei ging ihm jetzt zuzuhören als
vorher, als sie über die Tötungs-und Demütigungstricks bei dem Spiel sprachen.
Ich sagte ihnen auch, dass ich es beängstigend fand und dass es mich einerseits
an den Norweger und seine Mordserie erinnert und an das Abreißen und
Plattmachen von Kindern untereinander. Beide schauten mich betreten an. Es
begann ein Gespräch über den Norweger und plötzlich beteiligten sich alle in
dem kleinen Abteil. Die Jungen verstanden zwar meine Angst, aber sie brachten
sich nicht in Verbindung mit wahrhaftiger Gewalt. Sie blieben im Gespräch ziemlich
engagiert und empathisch, hörten zu und gaben zu bedenken, beide sagten auch,
dass sie HASS kennen in sich und dass sie auch schon mal gerne jemanden
umgebracht hätten, aber eben in Gedanken…gibt’s denn in ihrem oder meinem Leben
einen Raum für diese Gedanken? Es blieb am Ende die alte Frage, wie gehen wir
mit diesen unangenehmen Gefühlen um, welche
Räume öffnen wir dafür, welche Konzepte für eine Bewältigung favorisieren
wir…
Was mich am Ende versöhnte
und auch von meinen Ängsten befreite war die Möglichkeit mit Gefühlen ohne
Schuldzuweisung oder Angriff zu reden…über Generationen hin…und dass ENGAGEMENT
und LIEBE oder zumindest ACHTUNG und RESPEKT diese Situation drehte…
Aber zuerst einmal dachte
ich, das Leben springt mich gewalttätig an und was dann…
Im Mai hatte ich die Percht als
Tüte als ein Symbol genommen, mir ein Ritual gebaut…wenn der Dreck oder die
Verachtung in unterschiedlichen Begegnungen zu groß wurde, dann packte ich ihn
in Gedanken in die Tüte und bat sie, dann weg zu rauschen, im Wind zu vergehen.
Das macht es mir leicht, grade zu bleiben und mir treu zu bleiben und meinen
Standpunkt einzunehmen oder Ausdruck zu verleihen. Ich kann sagen, dass meine
Erfahrung damit, der Percht einen Raum zu geben mit sehr viel Kraft und starkem
Wind und grade auch gewaltvolles Leben und Sprechen verbunden ist. Und die
Percht scheint beides zu sein…dieses machtvolle Auftreten ebenso wie der
aufrechte Gang, also die ANDEREN und ICH…es war ein STARKER MAI…ich mag die
Energie…und ich habe Respekt...