Der
Chip
Als
meine langjährige Lebensgefährtin vor sieben Jahren verstarb, stellten sich mir
in der ersten und auch der späteren Zeit immer wieder unterschiedliche Fragen.
Eine sehr beharrliche war, ob ich sie wirklich genug geliebt hatte, ob ich
alles erdenklich Mögliche getan hatte für sie.
So
eben auch an einem Morgen, bevor ich aus dem Haus zum Einkaufen ging.
Im
Discounter griff ich nach einem Einkaufswagen und bemerkte, dass schon ein Chip
darin steckte und kümmerte mich aber nicht weiter darum.Ich würde den Wagen
nachher einfach wieder so reinstellen.
Nach
dem Einkauf schob ich den Wagen wieder zu den anderen und ohne nachzudenken
griff ich nach dem Chip.
Ungewöhnlich
blau mit einem weißen Rand.
Auf
diesem stand in schöner Typografie:
UNENDLICH
GELIEBT.
Ich
mußte laut loslachen. Die Toten melden sich ja in den ersten sechs Wochen gerne
direkt und scheinen auch vor ungewöhnlichen Wegen nicht zurück zu schrecken.
Ein
Chip mit diesen Worten kam mir nie zuvor und auch nie mehr danach unter.
Aber
ich erinnere mich der unendlichen Erleichterung und ich stellte diese Frage nie
mehr. Aber den Chip trug ich noch Jahre tagtäglich mit mir herum. Als ich ihn
dann eines Tages verlor, trat auch da einen Moment lang Erleichterung ein. Vielleicht
brauchte ihn jemand anderes so dringend wie ich damals. Und in mir hatte sich
die Gewißheit unendlich geliebt zu haben und auch selbst geliebt zu werden ganz
integriert.
Wir
alle werden geliebt und wir alle dürfen lieben.
Aber
manchmal brauchts diese Vergewisserung, und diese Geste aus der Anderwelt mit
dem Chip hatte mir diese geschenkt und mich getragen.