Montag, 31. August 2015

AUGUST oder die Weisheit der Hände


barbara hoffmann eule



AUGUST oder die Weisheit der Hände

Da war ich doch grade
Unsicher, wie viele
Tage der August mir in diesem
Jahr schenkt
Habe ich doch
Meine Knöchelchen
An der Handwurzel
Abgezählt
Jedes Mal aufs Neue
seit ewigen Zeiten
sagen die Hügel
zwischen Zeigefinger
links und rechts
die gleiche Tageszahl an
EINUNDDREISSIG
Beide Monate
Jedes Jahr aufs Neue
Es hat Jahre gedauert
Bis ich als Kind den Trick
Verstanden habe
Ich rechne heute noch
Über Hand wenn
Die Zehn überstiegen wird
Mit dem Mund an den Fingern

barbara hoffmann möwe

Samstag, 29. August 2015

U Bahn Stories/Flüchtlinge geht auch anders



Sabine Weiss Egypte


 U Bahn Stories/Flüchtlinge geht auch anders
Auf dem Weg morgens zur Arbeit eine Szene, die alle Horrormeldungen der letzten Tage eine Absage an die Unmenschlichkeit erteilt.
Ein junger Migrant betritt mit schnellem Schritt die U-Bahn am Alexanderplatz in Richtung Hönow. Mit sich führt er einen Kinderwagen, darin ein kleines Mädchen, höchstens 3 Jahre alt. Im Zug sitzen Menschen aller Colour, aller Herkunft, aller Glaubensrichtungen, viele ältere Menschen, nichts ist auszumachen, außer, dass alle mit ihren Existenzen zu tun haben. Reich ist hier niemand, wohlhabend auch nicht, alles ist einfach, die Kleidungen schlicht, die Gesichter müde, angestrengt, es lacht niemand, kein Lächeln, einfach da sein und diesen Tag leben, irgendwie.
Ich schaue das kleine Mädchen an. Ihre Augen wirken ernst, tief, ernsthaft, viel zu früh für dieses Alter denke ich und schaue sie an, ebenso ernst. Wir weichen unseren Augen nicht aus. Der Vater blickt auf uns beide, auch ernst und abwartend. Ich will grade lächeln, da beginnt die Kleine erst vorsichtig, dann breiter und dann ganz offen zu lachen, ich lache auch und bin so erleichtert, dass aus dieser Ernsthaftigkeit etwas spielerisches und Kindliches wächst, in ihr und in mir. Dann hebt sie ihre Hand und winkt und ich winke auch und wir lachen und winken, und dann hebt sie beide Hände und winkt mit beiden Händen und nicht nur ich tue es ihr nach, sondern zwei ältere Frauen schwingen sich mit ein und das ganze Abteil beginnt zu lächeln, zu lachen und Arme hebe sich und es geht ein großer Zauber aus von dieser Fröhlichkeit des Augenblicks. Dann sagt der Vater etwas zu seiner Tochter und sie beginnen beide Kusshände zu werfen und wir fangen alle an Küsse herzend zu verschenken und auch der Drogenjunge neben mir hebt herzlich einen Kuss in das Abteil und für einen Moment gibt es keine Trennung zwischen Fremd und nichtfremd, und mir treten Tränen in die Augen und ich denke ganz leise in mir:
„DAS IST AUCH DEUTSCHLAND“,
und eine ganz alte Frau sagt´s laut: „Das ist Deutschland!“
und der Junge neben mir sagt,
„die Kleine hat angefangen mit der Wärme, wir müssen anfangen mir der Wärme“
und ein alter Mann sagt:
„Wir müssen einfach jeden mit Handkuss begrüßen und so geht’s“, Steht auf und geht hin zu dem Vater und gibt ihm seine Adresse und sagt, wenn Du Hilfe brauchst, rufe mich an, ich begleite Euch, oder versuche was zu tun,
und wir winken weiter und dann kommt Frankfurter Tor und die ersten steigen aus.
Das ist Deutschland. Auf diese Begegnung schaue ich mit bewegtem Herzen. Mit offenem Herzen begrüßen, Herzküsse verschwenden und winken und einladen. Einladen heißt Essen teilen, Musik teilen, zusammen singen, zusammen was durchsetzen, ZUSAMMENHALT.





Sonntag, 16. August 2015

LESENDE FRAUEN/Ute liest selber





LESENDE FRAUEN/ Ute liest selber
Ich habe in den letzten Wochen wunderbare Bücher gelesen und möchte die unbedingt weiterempfehlen und vor allem möchte ich Euch Sätze vorlesen, die mich so sehr berührt haben.
„Im Wald gab es kaum Schubladen, vielleicht weil es keine Möbel gab. Falls wir überhaupt Schubladen hatten, dann waren sie flach, und man konnte jederzeit raussteigen, wenn mal wollte. Ich war hier nicht verpflichtet, so zu sein, wie ich sonst war. Ich war Wetter, Tageszeit und Nahrung. Ich war Reaktion und Müdigkeit. Insgesamt war ich mehr als alles drum herum als inne drin. Das war sehr schön so.“
Kirsten Fuchs/Mädchenmeute. Charly, eine von sieben Teenagermädchen, die aus einem Feriencamp abhauen und in den Wald ziehen, schildert aus ihrer Sicht diesen Sommer voller Freiheiten. Es ist ein spannendes und phantastisches Buch für Mädchen und Frauen und Jungen und Männer gleichermaßen. Jungs zieht Euch warm an, Mädchen wollen ganz viel Abenteuer und sie sind toll. Mütter, liebt Eure Töchter, sie wagen viel. Väter, macht Euch auf neue Urlaube mit Euren Töchtern gefaßt.
„Wenn Du was zu sagen hast, dann sag es. Und wenn Du dabei schreien musst, heißt das, dass sich die Mühe lohnt.“
Christian Frascella/Bet empört sich, aus dem Italienischen, ab 15 Jahre. Ich finde es ein oberaffengeiles Buch über ein 17jähriges Mädchen, das zivilcouragiert und empört durch eine Welt geht, mit der sie sich nicht einfach abfinden will. Frech und politisch aus der Sicht der Heldin erzählt und mich hat sie gepackt und mitgerissen.
Und jetzt noch ein Zitat aus einem Buch, wo mich der Titel angezogen hat, nur ich mag die Frauenbilder von Milan Kundera einfach nicht! Aber es gibt eine Stelle, die mir besonders gut gefällt:
„Aber es geht nicht darum, sie zu erkennen, man muss sie lieben, die Bedeutungslosigkeit, man muss lernen, sie zu lieben. Atmen sie die diese Bedeutungslosigkeit ein, die uns umgibt, sie ist der Schlüssel zur Weisheit, sie ist der Schlüssel zur guten Laune.“
Milan Kundera/Das Fest der Bedeutungslosigkeit
Ach, es gibt einfach wunderbare Bücher.
Lesen macht mir mehr Spaß als Fernsehen. Ich lese grade der Reihe nach die alten Donna Leone Krimis, die sind wie Kino und im Fernsehen zeigen sie die ja grade auch wieder alle. Das Leben ist zuweilen kulturell ein Fest.


Dienstag, 11. August 2015

LOCKER UND ENTSPANNT (Aufforderung an mich selber)





(Aufforderung an mich selber)

LOCKER UND ENTSPANNT
Ich lass die Finger vom Kalender
Ich ordne nichts
charmant lächle ich mir zu
Kerne der Melone spucke ich in hohem Bogen aus
Entlaste mein Gehirn mit jedem Kern
Ich mache Pause, wie lange ist noch nicht beschlossen
Erinnere mich der Nutzlosigkeit im Kinderspiel
Erinnere mich der wilden Spiele meiner Kindheit
Nur aus viel Spass
Tauschte ich
Schulmappe gegen
Spielsachen
Aß Eis mit großem Eifer
Nichts
Nutzte etwas außer ich mir selber, wir uns allesamt selber
TOLL, wann fing das an, dass dies endete, nichts das, weiter so!! Also Tanzen Schwimmen Eisessen Freundinnen treffen Dichten Malen Ausflüge machen Faulenzen Gärtnern und was uns alles sonst noch einfällt!!



Sonntag, 9. August 2015

Rote Ebereschen Beeren
















ROTE EBERESCHEN BEEREN

Wenn der Blick aus meinen Fenstern
Mein Ewiger wäre
Sähe ich all Tags das Wachsen
Und Gedeihen der Ebereschen
Das Farbenspiel vom Apfelsinenorange bis ins
Korallenrot
Der Wandel der Jahreszeiten
Der Wandel der Wetter
Bis zuletzt vor dem Neuen Jahr
Die letzten Wacholderdrosseln in
Dichtem Schwarm die letzte
Blutrote Beerenschlacht im Schnee
Treiben
Das alles sähe ich
Wenn der Blick aus meinen Fenstern
Mein Ewiger wäre