Dienstag, 28. April 2015

Wir Alle Sind Aus einem HOLZ



Holzvogel



Ich habe meine Schwester besucht.
Sie hatte 51jährigen Geburtstag.
Nich unbedingt ein Grund zum Feiern, besonders, weil meine Schwester sonst nicht so die Geburtstagsfeierin ist.
Als Wir uns letztes Jahr zu ihrem 50zigsten Geburtstag getroffen hatten, waren wir 70 Personen und Jule hat es richtig krachen lassen,
mit BAND und einer einzigen Tanzfläche,
Buffet und wilder Rockmusik.
Die meisten haben getanzt.
Viele unter 60, einige über 7o, viele zwischen 30 und 40.
Viele Kinder. Wirklich, das war Jules einziger Wunsch,
ich will einfach mit allen TANZEN.
Es war ein irrer Geburtstag. Bis in die Morgenstunden.
Dann sind wir alle auseinander und haben geträumt…
Vielleicht beim 60zigsten wieder so…
Dann verging die Zeit…
In einer Familie starben vier Angehörige…
Ein Freund über siebzig, der auch wild getanzt hatte mit seiner Frau bekam einen Herzinfarkt und kommt jetzt vielleicht in die Reha…Seine Frau, die auch wild tanzte und das auch weiterhin vor hat, verbrachte Monate voller Sorgen …
Und Jule hinterließ einen Tag vor meinem Geburtstag, den ich immer feiere und zudem sie auch immer kommt, eine Nachricht auf dem AB, dass sie aus gesundheitlichen Gründen diesmal nicht kommen kann…
Sie hatte grade die Diagnose Brustkrebs bekommen…
Und seither ist vieles anders geworden…
Was sie bisher hinter sich hat an Therapie ist vermutlich nichts gegen das was noch kommt…und niemand kennt das Ende…
Wohin ich schaue und vor allem höre, ich erlebe das seit längerer Zeit, alle sind krank, nicht so ein bißchen, sondern existentiell, unheilbar, unerklärlich, kaum behandelbar, schwere Schmerzen,
und dazwischen das LEBEN…
mit allen Facetten…
wie gehen wir mit den Schmerzen um…
wie tragen wir unsere eigene Last und die der anderen auch…
wieviel können wir tragen…
wie finden wir Frieden damit zu tragen und zu ertragen…
Ich erlebe immer wieder, dass das die Fragen dahinter sind…
Unabhängig davon, welchen Fragen sich jede einzelne dazu noch selber stellt in ihrer ureigenen Betroffenen…
Aber irgendwie sind wir alle verbunden…
aus einem Holz geschnitzt…
und so sagte die 70zigjährige Ehefrau:
Ich will trotzdem bis zum Ende wild tanzen
Und das können wir auch mit 70 und 80…
Das macht mir mit meinen 59 MUT…
Und wenn wir denn aus einem Holz geschnitzt sind, will ich auch noch Bilder von den FUNDSTÜCKEN meines Schwagers zeigen, die er zum Geburtstag von Jule in seiner Galerie aufstellte…
Wir waren übrigen 30 Personen zum diesjährigen Geburtstag, der harte Kern sozusagen…die meisten aus dem Dorf und einige, so wie ich Zugereiste…und einige Kollegen…Doch Jule, wir feiern Deine und unser Dasein, so lange wir wirklich leben…und noch können…






die Standhaften

Holzvogel schlafend


ein uralter Schiffskanonenhalter hält diese Kerze

nur das Holz hält den Stein, wer hält uns?

Seezugang träumend

Hölzer Hölzer Hölzer

der verzaubernde selbstgebaute Tisch

Mein Lieblingsstein unter Hölzern
die Familie der Hölzer

mein Altar für meine Schwester, ich bilde mir ein, der könnte helfen, vielleicht mir am meisten, mit Fundestücken aus ihrem Dorf und ihrer Umgebung

Donnerstag, 16. April 2015

Kleinode des Balkonzimmer

Wegzehrung
Mit einem Sack Nüsse
will ich begraben sein
und mit neuesten Zähnen.
Wenn es dann kracht,
wo ich liege,
kann vermutet werden:
Er ist das, immer noch er.

                                                                                    Günter Grass






Ein Guter weniger
einer, der immer das Maul aufriss
einer, der wunderbar fabulierte,
ein RECHTHABER
einer, der sich nie zu schade war
fürs Recht zu sprechen
einer mit viel Energie zu Geben
ein Gerechter
einer der wenigen Männer, die ich gerne las und beobachtete
ein Deutscher, für den ich mich nie schämte
einer, der so wunderbar zeichnete und malte und bildhauerte.

Einer, der dann von sich sprach, als es für ihn richtig war,
einer für große Projektionen,
ich konnte ihm das Häuten der Zwiebel nicht übel nehmen, sondern dachte, jetzt eben und nur jetzt geht es für ihn, über die Vergangenheit zu sprechen.

Ein Narzist vor dem Herren.
Einer, der immer LAUT war.
Einer, der gehört werden mußte.
Und selbst aus de Grab heraus noch mit Krachen gehört werden will...


Wenn ich seine Kreativität beobachtete, bekam ich selber Lust dazu.

Als ich von seinem TOT erfuhr stand ich an der Kasse unseres Alnatura Kaufhauses.
Meine 97 jährige Nachbarin rief mir über alle Kassen hinweg zu :
HEUTE IST EINER IHRER GANZ GROSSEN FREUNDE GESTORBEN!
Und dann ebenso laut hinterher:
EINEN VORTEIL HAT ES, HEUTE GIBTS UM 20.15 UHR IM ERSTEN DIE BLECHTROMMEL!

Und ich habe sie mir angesehen und ich glaube, dass ich erst heute, mit den vielen Lebenserfahrungen die menschlichen Zwischentöne und die Abgründe verstehe.
Meine Schwester sagte:
MIR SIND LENZ UND BÖLL IMMER LIEBENSWERTER UND VERSTÄNDLICHER GEWESEN.
Ich verstehe gut, was sie meint.
Aber ich habe schon als Kind beides geliebt, das RUHIGE ZUGEWANDTE UND HARMONISCHE TÖNEN

und
DIE KRACHMACHERMUSIK.
Wenns im Konzert etwas modernes mit vielen PAUKEN UND KESSELN UND GROSSEN TROMMELN gab,
dann konnte ich still werden innen
und genoss die wilde Welt, die sich mir entgegenstellt.
Ich vermute, dass dies meine SAMPATHIE FÜR GRASS ausmacht.
Die Fotos heute drücken meine Lust aufs Kleinod aus, im Grunde auch aufs Stille, auf die kleine Schönheit, ich bin noch immer begeistert davon, dass mein neues Handy so detailleverzaubert und scharf fotografiert.
ENDLICH HAT DAS KLEINE STILLE EINE CHANCE.


Der Frühling ist die kleine Schwester vom Sommer.
Gestern hatten wir hier den ersten vollen Sonnentag
und ich schwärmte zwischen Eisdiele, Balkon und Liebe hin uns her.
da arbeitet sich die Minze durch
meine erste ROTE GERANIE
EIN URALTER QUARZ aus Norwegen
NEUE MELISSE
jedes Jahr das gleiche Spiel
die alten Minzblättchen lugen aus der Erde und ich kaufe jährlich eine neue
großblättrige MELISSENBRAUT
MEIN URALTER GRUNEWALDSTEIN
MUSCHELN
in jahrzehnten gsammelt

Dienstag, 14. April 2015

STAUDENMARKT oder ANSEGELN MIT GRÜN




STAUDENMARKT
Der Tradition folgend
Im April und September
Alljährlich für die Berlinerin
MIT BALKON
Oder Garten
Ein Vergnügen und sowas
Wie das ANSEGELN des GRÜNEN.
Wir danken den Göttinnen
Für ein sonniges und erholsames
Wochenende im Botanischen Garten.
Diesmal waren es ein Bergsalbei, zwei Waldreben
Und eine wunderschöne Blechkanne,
die sich als NEUE ANRAINER auf meinem Balkon
niederließen.
Drei Stunden bei wärmender Sonne mit 20 Grad.
Die BERLINERIN lächelt.







Als alles gepflanzt war
Räucherte ich mit dem Salbei
Des Vorjahres
Balkon und Wohnung
Für die NEUE JAHRESZEIT
Die Steine ließen sich erweichen
Und polterten ein neues Lied



FRÜHLING
Farben heben sich gegens Grau
Regen duftet, weil die Erde wartet
Über und über erwachen kleine Blumen
Auf großen Wiesen
Harken buddeln Pflanzen räkeln sich
Lilafarben lächelt die Kuhschelle
In der Sonne lächele ich
Nachts kann es noch frieren
Gut zu wissen: Der Wandel vollzieht sich doch.




Montag, 6. April 2015

AM DRITTEN TAGE AUFERSTEHEN ODER ABER BADEN GEHEN, DIE BERLINERIN JEHT SCHWIMMEN




AM DRITTEN TAGE AUFERSTEHEN
ODER ABER BADEN GEHEN

Ostern ist in Berlin An Baden.
Ostermontag ist die Auferstehung und das An Baden.
Ich war Ostern so krank, dass ich heute am dritten Tage im wahrsten Sinne des Wortes auferstanden bin.
Ne wirklich gute Nummer.
Auferstehen heißt heute, früh aufstehen, einfach rin in die Klamotten, Badeanzug an,
nee nee nee, also Badeanzug war bei mir nicht,
aber Klamotten und Geld mit nehmen und ab an die Krumme Lanke. Anspazieren. In den kommenden Wochen kommt dann auch AN BADEN, aber dafür möchte ich gesundheitlich stabil sein.
Es war göttlich. Drei alte Damen, die ich schon vom Vorjahr kenne haben sich ein Herz gefaßt und sind rein ins Wasser. Ein paar Schwimmstöße jede und dann laut juchzend wieder raus. Echte Berlinerinnen.
Ich voller Bewunderung dabei.
Los rin, rufen sie mir zu.
Ich war total verführt.
Ich lehnte ab und erklärte mich kurz.
O.K. aber anspaziert heißt auch, an einem der nächsten Sonntage anschwimmen.
OKIDOKI, diesen Schlachtruf nehme ich gerne an.
Es ist schön um 8.30 Uhr dort.
Ruhe, viele Vögel, einige Sportlerinnen und ich latsche gemütlich dazwischen.
Dann wieder meine drei Grazien, alle so zwischen 75 und 90 Jahren alt. Jedes Jahr baden sie zusammen. Mit unterschiedlichen Animositäten. Die Älteste von ihnen zittert enorm bei allen Bewegungen, aber tapfer zieht sie sich aus und an und wackelt und fürchtet nichts, so scheints.
Die anderen beiden quatschen die ganze Zeit.
Heute über die Wetterwahrscheinlichkeiten.
Also, obs heute wohl den ganzen Tag so schön bleibt?!
Nee, biste bekloppt, wenn morjens schön ist bleibts nicht so in Berlin.Wie alt mußte noch werden, um det zu kapieren.
Aber se haben schönet Wetter anjesagt.
Nee habens se nich. Se ham jesacht, morgens schöne Sonne und denn bewölkt aba trocken.
Na jestern hatten se och nich anjesacht, wat denn kam.
Doch, du hörst bloss nich richtich hin. Se ham jesacht, den janzen Tag schön, schöner jehts nich und denn paar Wolken aba schön trocken.
Die wackelige steht angezogen und grade und kann jetzt wieder mitreden. Ihr seid ja so blöde, et is schön und et bleibt schön und ick frage mir, wat esse icke heute!?
Die anderen beiden: Wir jehen heute doch essen!
Ja eben, und wat bestelle ick mir?
Mensch det wirste denn schon sehen.
Na ick frage ja nur. Ihr fragt euch nachn Wetter aus und ick mir nach det Essen.
Ja führste jetzt Selbstjespräche?
Ja, ab und zu mach ick det. Ich muss mir doch kompetent beraten!
Spätestens hier breche ich für heute zusammen und freue mich auf den Sommer.

Die Orkangöttin hat im Wald um die Krumme Lanke ihre wilden Spuren hinterlassen. Kiefernstämme liegen quer auf den Wegen und die Waldstücke sind mit Abbrüchen übersäät. Die Aufräumarbeiten werden ihre Zeit fordern.

Also nur zur Klarheit:
Det Wetter wird jetzt arg bezogen
Die Sonne kraucht immer wieder hervor
Drei Frauen haben angeschwommen
Eine muß noch nachziehen

Und wir beiden HÜBSCHEN hier im Schönen Berg von Berlin gehen heute Nachmittag ins Kino,
in die Filmlounge,
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und amüsieren uns zur Abwechslung mal über die Altersarmut, die wir längst erreicht haben im Rentenspiegel und in der Realität meiner Liebsten.
Der erste Teil war klasse Unterhaltung und der zweite soll auch sehr gut sein.

Wir sind auferstanden und gehen unsere Wege weiter…