Da
bringt eine junge Frau, Reem heißt sie, aus Palästina kommt sie, seit vier
Jahren lebt sie in Deutschland, in einwandfreiem Deutsch der Bundeskanzlerin
gegenüber ihre Anliegen vor. Sie spricht von ihrer eigenen geglückten
Integration in dieser Schule, von den missglückten Versuchen ihrer Freundinnen
an anderen Orten, sie spricht von ihren Ängsten, von den Unsicherheiten ihrer
Eltern im Einwanderungsprozess, von der Angst vor Ausweisung, und sie wagt von
ihrer Sehnsucht nach Lebensfreude zu sprechen, indem sie die Abwesenheit derselben
benennt. Sie beneidet ihre Mitmenschen, die sich jeden Tag des Lebens freuen
und findet diese Freude selber nicht, kein Wunder bei so viel Ängsten.
Gegenüber
steht eine gestandene Politikerin, die anfangs nachfragt, dann sichtbar unter
persönlichen Erklärungsdruck gerät, immer wieder die Form des Politikerin Habitus
versucht einzunehmen und dann abbricht, weil sie vor uns Zuschauerinnen etwas
sieht, was sie zu einem anderen Ausdruck führt. Sie reagiert empathisch auf die
Tränen von der jungen Rhin. Sie geht hin und will ihre innere Berührung zeigen.
Sie will sie anfassen. Sie will sie streicheln. Sie macht das nicht so
professionell, sie macht es menschlich.
Dann
steht da ein sehr dynamischer Moderator, der klare Worte findet und voller unterstützender
Parteilichkeit die Situationen analysiert.
Ich
empfinde die gesamte Situation als spannungsgeladen, puhhh, alle stehen unter
Druck…alle geben ihr Bestes…die junge Reem steht vermutlich am meisten unter Druck…sie redet um
ihr Leben…
Weltpolitik
besteht aus Einzelschicksalen, und die Einzelne erhebt ihre Stimme und die
Politikerin erlebt dieses persönliche Einzelschicksal…diese Momente berühren
auch mich und der Hype, der da draußen den ganzen Tag lang schon darum gemacht
wird, ist der Hype der Ohnmacht. Ich möchte mir lieber den Moment der eigenen
Berührung bewahren und werde nicht mehr vergessen, dass die Migranten und deren
Kinder um mich herum und überall ein Anrecht darauf haben, hier in Deutschland
und überall sich des Lebens zu erfreuen. Es wird Zeit, Gastfreundschaft zu
leben, Privilegien zu teilen und vermutlich auch aufzugeben und den Mut zum
Mitgefühl gegenüber so viel Trauma aufzubringen, auch wenn dies immer auch
meine eigene Schmerzgrenze erreichen wird. Davor fürchte ich mich immer wieder,
aber es bringt mich nicht um, das ist meine Erfahrung. Ich arbeite täglich mit
traumatisierten Menschen. Das habe ich auch verstanden, die Arbeit wird mir bis
zu Schluss nicht ausgehen, die Arbeit mit dem Herzen.
Hier noch die gesamte Aufzeichnung, auf die ich mich aber nicht beziehe.
http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Mediathek/Einstieg/mediathek_einstieg_podcasts_node.html?cat=videos&id=1401506
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