Freitag, 17. Juli 2015

WAS ICH ERLEBE, wenn ich dieses Gespräch höre UND sehe

http://www.heute.de/neue-hoffnung-fuer-das-13-jaehrige-fluechtlingsmaedchen-reem-dass-am-mittwoch-beim-buergerdialog-mit-kanzlerin-merkel-angefangen-hatte-zu-weinen-weil-ihre-familie-von-abschiebung-bedroht-ist.-39314786.html


Da bringt eine junge Frau, Reem heißt sie, aus Palästina kommt sie, seit vier Jahren lebt sie in Deutschland, in einwandfreiem Deutsch der Bundeskanzlerin gegenüber ihre Anliegen vor. Sie spricht von ihrer eigenen geglückten Integration in dieser Schule, von den missglückten Versuchen ihrer Freundinnen an anderen Orten, sie spricht von ihren Ängsten, von den Unsicherheiten ihrer Eltern im Einwanderungsprozess, von der Angst vor Ausweisung, und sie wagt von ihrer Sehnsucht nach Lebensfreude zu sprechen, indem sie die Abwesenheit derselben benennt. Sie beneidet ihre Mitmenschen, die sich jeden Tag des Lebens freuen und findet diese Freude selber nicht, kein Wunder bei so viel Ängsten.
Gegenüber steht eine gestandene Politikerin, die anfangs nachfragt, dann sichtbar unter persönlichen Erklärungsdruck gerät, immer wieder die Form des Politikerin Habitus versucht einzunehmen und dann abbricht, weil sie vor uns Zuschauerinnen etwas sieht, was sie zu einem anderen Ausdruck führt. Sie reagiert empathisch auf die Tränen von der jungen Rhin. Sie geht hin und will ihre innere Berührung zeigen. Sie will sie anfassen. Sie will sie streicheln. Sie macht das nicht so professionell, sie macht es menschlich.
Dann steht da ein sehr dynamischer Moderator, der klare Worte findet und voller unterstützender Parteilichkeit die Situationen analysiert.
Ich empfinde die gesamte Situation als spannungsgeladen, puhhh, alle stehen unter Druck…alle geben ihr Bestes…die junge Reem steht  vermutlich am meisten unter Druck…sie redet um ihr Leben…
Weltpolitik besteht aus Einzelschicksalen, und die Einzelne erhebt ihre Stimme und die Politikerin erlebt dieses persönliche Einzelschicksal…diese Momente berühren auch mich und der Hype, der da draußen den ganzen Tag lang schon darum gemacht wird, ist der Hype der Ohnmacht. Ich möchte mir lieber den Moment der eigenen Berührung bewahren und werde nicht mehr vergessen, dass die Migranten und deren Kinder um mich herum und überall ein Anrecht darauf haben, hier in Deutschland und überall sich des Lebens zu erfreuen. Es wird Zeit, Gastfreundschaft zu leben, Privilegien zu teilen und vermutlich auch aufzugeben und den Mut zum Mitgefühl gegenüber so viel Trauma aufzubringen, auch wenn dies immer auch meine eigene Schmerzgrenze erreichen wird. Davor fürchte ich mich immer wieder, aber es bringt mich nicht um, das ist meine Erfahrung. Ich arbeite täglich mit traumatisierten Menschen. Das habe ich auch verstanden, die Arbeit wird mir bis zu Schluss nicht ausgehen, die Arbeit mit dem Herzen.

Hier noch die gesamte Aufzeichnung, auf die ich mich aber nicht beziehe.



http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Mediathek/Einstieg/mediathek_einstieg_podcasts_node.html?cat=videos&id=1401506


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