Don't give in:an angry Woman is hard to control,a depressed one is easy.
(Sehr frei nach Laurie Penny)
Gib nicht auf:eine wütende Frau ist schwerer zu kontrollieren als eine depressive Frau.
(Sehr frei nach Laurie Penny)
NEIN, ich kannte Laurie Penny vorher nicht.
Lena Dunkham und Anne Wizorek auch nicht.
JA, es wäre schade gewesen, wenn diese drei an mir
vorübergezogen wären.
Aber meine Göttinnen lassen nichts unversucht, mir
die wichtigsten Frauen immer irgendwann vor die Füße in den Weg zu legen. Sie
tun dies oft auf recht phantasievollen Wegen. DANKE
Ich muss hinzufügen, dass ich lange keine
Tageszeitung gelesen und seit drei Wochen keinen Fernseher eingeschaltet hatte.
Ich glaube ein NOGO bei diesen Ladies, aber NEIN, bei mir ist das ein MUSTGO,
um bei mir zu bleiben, um mich selbst zu erhalten. Diesen Dreien auf Twitter zu
folgen, nur einen Tag lang, bedeutet von einem Artikel zum anderen gescheucht
zu werden, von einem Hashtag zum Nächsten. Ich verstand schnell, was Burnout
bei Internetladies bedeutet. Das schaffe und wünsche ich mir einfach nicht.
Aber ich glaube, das ist wirklich eine Generationsfrage und in meinem Falle eine
Frage der Sozialhygiene.
Aber wie kams diesmal und genau dazu? Ich wollte mir
in der Buchbox von Wolfgang Herrndorf das mittlerweile in Taschenbuchformat
erschienene Buch Arbeit und Struktur kaufen. Dies ist ein auf Buchformat
gelegter Blog von ihm, den ich seinerzeit von 2010-1013 gelesen hatte. Darin
beschreibt er auf durchweg humorvolle und verzweifelte Weise seinen Weg mit
einem Gehirntumor. Mich ergreift diese Auseinandersetzung immer wieder aufs
Neue und ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Er nimmt am Ende nicht
nur seinen Humor und seine Verzweiflung, sondern vermutlich auch eine der
letzten Gelegenheiten wahr, in denen er frei denken und entscheiden kann und
bringt sich gezielt um. Seine Freunde, von ihm instruiert, von ihnen wird er
komplett unterstützt in dieser ganzen Zeit, kommentieren dies im Nachhinein und
sagen auch für andere Betroffenen, wie er es gemacht hat.(Also alleine dieses
Thema ist schon ein eines für sich und einen anderen Post)
Also noch während ich in der Buchhandlung stöbere,
nehme ich plötzlich eine junge Frau wahr, die vor sich einen dicken Stapel Bücher
hat, pinkleuchtend und mir superfremd.
Neugierig schleiche ich um sie rum und
kann nichts erkennen.
„Was liest Du da?“
Sie lächelt freundlich und erzählt mir, dass dies
Mangas seien.
„10 Bände?“
„HMHMHMHM,“ sie nickt und hat einen Genuss in der
Stimme, der mich doch staunen und weiter fragen lässt. Nämlich, was sowas
kostet.
„6 Euro pro Band.“
Vergleichsweise günstig, wenn ich mir andere
Gesamtausgaben vorstelle.
Ich darf in einen Band mal reinschauen und sie
erklärt mir gleich sehr warmherzig, dass ich das anders lesen darf, also von
hinten her und dann in Schleifen, die mit meiner Europäischen Lesart gar nichts
mehr zu tun haben. Ich versuch`s und mir wird schwindelig.
„Seit wann liest Du Mangas?“
Sie erzählt, dass sie seit ihrem 12 Lebensjahr
diesen Heften und Büchern verfallen ist. Sie hatte mit ihrer Mutter eine
Dokumentation über Japan gesehen und danach beschlossen sie beide, dort hin zu
reisen. Da war sie 12 Jahre. Sie fühlte sich dort sofort heimisch, nichts war
ihr fremd und Mangas zu Lesen, selbst ohne die Sprache zu verstehen, also nur
über die Bilder fiel ihr nur so zu.
„Ich habe dann später Japanistik studiert und dort
auch gelebt.“
Diese Mangas hier sind in deutsche Sprache
übersetzt. Ich bin fasziniert und zugleich bleibt mir diese Literatur erst einmal
fremd. Aber ich will wissen, wo sie groß geworden ist.
„Bei Leipzig bin ich auf einem Dorf aufgewachsen.“
Also hat sie eine DDR Sozialisation und sie sagt:
„Ich war drei Jahre alt, als die Wende kam.“
„Aber Deine Mutter hat diese Geschichte im Gepäck und bringt sie durch dich vielleicht hindurch, “ ist mein Einwand.
„Aber Deine Mutter hat diese Geschichte im Gepäck und bringt sie durch dich vielleicht hindurch, “ ist mein Einwand.
“Und sie hat Dich mutig in diese fremde Kultur
getragen.“
Und dann beginnt ein wunderbares Gespräch über
unsere unterschiedlichen Zugänge zu kulturellen Anderwelten und wie unsere
Mütter uns prägen. Und dann sind wir eigentlich auch schon ganz dicht dran an
Laurie Penny, aber wir verpassen es, ich verpasse es…
Am Ende bitte ich sie um ein Foto für meine Reihe
LESENDE FRAUEN und dann hebt sie plötzlich LAURIE PENNY in die Luft und sagt
laut, dass die auch mit drauf muss aufs Foto.
Ich frage gar nicht nach und bin einverstanden und
frage mich schon fünf Minuten später in der Straßenbahn, warum ich sie nicht
selber nach der Autorin gefragt habe, als ich auf Google im Smartphone lese,
welches feministische Hochformat mir da grade mal so nebenbei untergeschoben
worden ist. Das wäre doch ein tolles Gespräch geworden. Da wären die Welten
aufgegangen zwischen den Generationen und ich hab`s verpasst, LEIDER.
Zuerst lande ich auf ihrem Blog und da steht eben
dies Zitat: „don`t give in:an angry population is hard to govern;a depressed
population is easy.“
Dann kaufe ich ihr zuletzt erschienenes Buch.
LAURIE PENNY Unsagbare Dinge Sex Lügen und
Revolution.
Wütend…
Herzlich…
Lebendig…Feministisch…Politisch…Laut…Sensibel…Frech…FrauenkritischFrauenfreundlich…Entlarvend…
Sie setzt da an, wo die zweite Frauenbewegung der
60, 70 und 80ziger Jahre angelangt und bis heute weiter gelebt und gearbeitet hat.
Ich bin eine, die behauptet, dass Feminismus im
Alltag stattfindet und durch alle Generationen hindurch immer von einigen
Frauen gelebt wird. Nicht immer sind dies Mehrheitsverhältnisse, aber eine, die
offenen Ohren und Sinne hat, erkennt die andere. Und Feminismus hat viele
Facetten. Laurie Pennny trägt eine davon in die Welt. Das gefällt mir gut.
Sie stellt die Fragen anders, als aus heutiger Sicht
junger Frauen. Sie ist 28 Jahre alt, Engländerin.
Sie stellt ihre eigene Betroffenheit immer mit
hinein.
Wirklich, das Internet ist voller Einträge über sie.
Ich werde in nächster Zeit immer mal Zitate bringen
von ihr. Ich habe mir die Deutschsprachige Ausgabe sofort besorgt und lese sehr
neugierig und froh darüber, dass sie wertschätzend an die alte Frauenbewegung
und ihre Literatur anschließt. Die Bibliographie ist SPITZENKLASSE. Ihre
Haltung ist zutiefst menschlich.
Hier in Berlin hat sie das SO 36 gefüllt und genau
die gleiche Menge junger Frauen musste leider draußen bleiben. Aber auf einen
Ort ohne linken Hintergrund auszuweichen kam für sie nicht in Frage. Respekt.
Es gibt viele junge Frauen, die anscheinend wieder
lauter rufen, was sie wollen, so genau muss es sein.
FRAUEN erobern sich die Nacht zurück! Das war die
erste Frauendemonstration in München. Sie war notwendig und wir riefen LAUT,
denn die Nacht gehörte uns nicht selbstverständlich. Heute schickt Anne Wizorek
eine junge Frau 24 Stunden durch eine
Metropole und filmt alle Belästigungen in dieser Zeit. Ihr Hashtag Aufschrei
und das Buch dazu zeigen: Frauen haben sich noch sehr viel zu erobern, wir
haben heute wie damals die Wahl wofür wir rufen und wofür wir uns entscheiden.
Die Entscheidung für GEMEINSAMKEIT macht`s auf jeden Fall lebendig und stärker…
„Frauen gemeinsam sind stark ,“ ist kein überholter
Slogan und ich rufe ihn nach wie vor gerne.
Morgen liest Laurie Penny nochmals im SO 36 für die Frauen, die draußen bleiben mußten.
Mittwoch, 24.6.15
20.00 Uhr
viel Spaß, es lohnt sich...
Mittwoch, 24.6.15
20.00 Uhr
viel Spaß, es lohnt sich...
ein tolles Erlebnis mal wieder und auf deinen Weg ist immer was los... ja es lebt sich total gut so!
AntwortenLöschenLieben Gruss elke