Donnerstag, 16. April 2015

Kleinode des Balkonzimmer

Wegzehrung
Mit einem Sack Nüsse
will ich begraben sein
und mit neuesten Zähnen.
Wenn es dann kracht,
wo ich liege,
kann vermutet werden:
Er ist das, immer noch er.

                                                                                    Günter Grass






Ein Guter weniger
einer, der immer das Maul aufriss
einer, der wunderbar fabulierte,
ein RECHTHABER
einer, der sich nie zu schade war
fürs Recht zu sprechen
einer mit viel Energie zu Geben
ein Gerechter
einer der wenigen Männer, die ich gerne las und beobachtete
ein Deutscher, für den ich mich nie schämte
einer, der so wunderbar zeichnete und malte und bildhauerte.

Einer, der dann von sich sprach, als es für ihn richtig war,
einer für große Projektionen,
ich konnte ihm das Häuten der Zwiebel nicht übel nehmen, sondern dachte, jetzt eben und nur jetzt geht es für ihn, über die Vergangenheit zu sprechen.

Ein Narzist vor dem Herren.
Einer, der immer LAUT war.
Einer, der gehört werden mußte.
Und selbst aus de Grab heraus noch mit Krachen gehört werden will...


Wenn ich seine Kreativität beobachtete, bekam ich selber Lust dazu.

Als ich von seinem TOT erfuhr stand ich an der Kasse unseres Alnatura Kaufhauses.
Meine 97 jährige Nachbarin rief mir über alle Kassen hinweg zu :
HEUTE IST EINER IHRER GANZ GROSSEN FREUNDE GESTORBEN!
Und dann ebenso laut hinterher:
EINEN VORTEIL HAT ES, HEUTE GIBTS UM 20.15 UHR IM ERSTEN DIE BLECHTROMMEL!

Und ich habe sie mir angesehen und ich glaube, dass ich erst heute, mit den vielen Lebenserfahrungen die menschlichen Zwischentöne und die Abgründe verstehe.
Meine Schwester sagte:
MIR SIND LENZ UND BÖLL IMMER LIEBENSWERTER UND VERSTÄNDLICHER GEWESEN.
Ich verstehe gut, was sie meint.
Aber ich habe schon als Kind beides geliebt, das RUHIGE ZUGEWANDTE UND HARMONISCHE TÖNEN

und
DIE KRACHMACHERMUSIK.
Wenns im Konzert etwas modernes mit vielen PAUKEN UND KESSELN UND GROSSEN TROMMELN gab,
dann konnte ich still werden innen
und genoss die wilde Welt, die sich mir entgegenstellt.
Ich vermute, dass dies meine SAMPATHIE FÜR GRASS ausmacht.
Die Fotos heute drücken meine Lust aufs Kleinod aus, im Grunde auch aufs Stille, auf die kleine Schönheit, ich bin noch immer begeistert davon, dass mein neues Handy so detailleverzaubert und scharf fotografiert.
ENDLICH HAT DAS KLEINE STILLE EINE CHANCE.


Der Frühling ist die kleine Schwester vom Sommer.
Gestern hatten wir hier den ersten vollen Sonnentag
und ich schwärmte zwischen Eisdiele, Balkon und Liebe hin uns her.
da arbeitet sich die Minze durch
meine erste ROTE GERANIE
EIN URALTER QUARZ aus Norwegen
NEUE MELISSE
jedes Jahr das gleiche Spiel
die alten Minzblättchen lugen aus der Erde und ich kaufe jährlich eine neue
großblättrige MELISSENBRAUT
MEIN URALTER GRUNEWALDSTEIN
MUSCHELN
in jahrzehnten gsammelt

4 Kommentare:

  1. Wundervoll beschrieben dein Gefühl zu Günther Grass... ich hab sie mir auch angesehen, die Blechtrommel, kann dich gut nachvollziehen... und deine wunderschönen Fotos verzaubern mich... hab lieben Dank dafür...
    Herzliche und sonnige Grüsse, Sichtwiese

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    1. DANKE für das LOB
      auch DIR herzliche Sonnige Grüße aus Berlin

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  2. Hallo Magiern,
    ich habe deine Spur gesehen und bin dir aus Neugier gefolgt,
    finde deinen Blog sehr schön und werde gerne öfter vorbeischauen.
    Diese Kleinode in deinem letzten Beitrag und die Hommage an Günter Grass, finde ich echt auserlesen.
    Lg und bis bald.
    Sadie

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    1. das sit ja schön, dass Dir mein Blog gefällt. Danke auch für die Würdigung.
      Dann mache ich mich mal auf DEINE Spur
      liebe Grüße Ute

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