Montag, 26. Mai 2014

FREIHEIT GEWÄHLT und DEMOKRATIE GEWONNEN Stimmen aus dem WAHLLOKAL





FREIHEIT GEWÄHLT und DEMOKRATIE  GEWONNEN
Stimmen aus dem WAHLLOKAL

Als Berlin in der Wochenendruhe versank, hat CAMPAKT einen großen Clou gelandet. Sie haben nicht per Internet gevotet diesmal, nein sie haben Türen, Fahrräder, Autos mit dieser Werbung fürs Wählengehen behängt. 




Samstag früh dann konnte sich die letzte daran erinnern, ACH JA, wir wählen, und in Berlin hatten wir auch noch ein Volksbegehren. Das Tempelhofer Feld stand zur Disposition. Ein Senatsbegehren stand dem Volksbegehren gegenüber. Das Wasser hatten wir verspielt damals, das Feld wollten die Berliner/Innen behalten. DANKE CAMPAKT für diese Berliner Aktion. Sonntag früh dann das Wahllokal für unseren KIEZ.
VOLL, 10 Minuten anstehen, ALTE werden vorgelassen, Rollstuhlfahrerinnen und die mit den Gehhilfen als Erste.
Der Wahlleiter schwitzte. Soviel Gerede gabs noch nie.
Stimme aus der ersten Wahlkabine:
„ej ick kann ja janich wählen. Le Pen steht janich druf“.
 Alle halten die Luft an. Dann grinst ein ca. 30 jähriger Mann an der Kabinenseite vorbei raus und lacht sich kaputt.
„Na? Nun is aba Schwung in der Hütte wa!!!!!!!!!!! „
Wir beginnen alle zu grinsen.
Er wieder:
„Deswegen gehen wa doch wählen, wenn die in Frankreich sone Scheisse verzapfen.“
Aus der anderen Wahlkabine die Stimme einer älteren Frau. Ca 80 Jahre alt. Zusammen ist sie mit ihrem Mann nebeneinander in die Kabinen gegangen. Beide schwer gebeugt, heftig diskutierend. Er weißt sie noch auf dem Weg in die Kabinen darauf hin, dass sie zwei Kreuze machen muß beim Volksbegehren.
Sie entnervt aus der Kabine:“Ich verstehe das nicht. Kann mir bitte jemand helfen?“
Der Wahlleiter geht rot und schwitzend zu ihr.
Auch er erklärt ihr, daß sie wenn sie dem einen Teil zustimmt, dass sie den anderen negativ bescheiden muß.
„Na da hat mein Mann ja Recht gehabt“.
„Wie immer“ kommt trocken seine Stimme rüber.
Zufrieden verlassen diese beiden jedenfalls das Wahllokal.
Aber es geht weiter. Kommt einer wieder raus aus der Kabine. Kann ich eigentlich auch nur für das Tempelhofer Feld stimmen und die EU in die Tonne pfeffern?“
Ich schaue den Wahlleiter an.
„Das wäre jetzt also die Stunde der aktiven Wahlverweigerung!“
Wir beginnen zu lachen.
„Dann mußte alles durchstreichen, dann schenkste och keenem Rechten Deene Stimme“ kommts von hinter mir.
Mein Mitaktivist beim Spielplatzretten Herr Rosendorf ist also auch hier.
„Was schlagen Sie noch vor?“ frage ich provokativ.
„Sie können aber auch die Grünen oder die Linken oder die Piraten wählen, die sind gegen den ganzen amerikanischen Mist, wobei die Linken besser sind, weil die auch gegen Krieg sind.“
Jetzt tritt der Wahlleiter aber doch beherzt ein.
„Ich möchte sie bitten, keine Wahlpropaganda zu machen. Sie hatten alle genug Zeit, sich im Vorfeld zu informieren.“
Er versucht freundlich und verbindlich zu sein und schwitzt sich dabei zu Tode.
„Och det war aba sehr informativ und bißchen einseitig aber bestimmt, und ick hatte ja jefracht.“kommts aus der Kabine zurück.
„Ich kreuze jetzt mal die Linken an.“sprachs und kam hervor.
Mittlerweile brachen wir in der Warteschlange vor Lachen zusammen.
„Was wählen Sie denn?“ frage ich Herrn Rosendorf.
„Mensch wir haben hier ein Wahlgeheimnis“ antwortet er frech und fromm.
O nee, denke ich, dann kommts aber gleich dicke:
„Ich bin sowas von hilflos gegenüber dieser Gleichmacherei EUROPA, ich wähle bei was auch immer die SPD. Ich hoffe, ich mache das RICHTIG.“
Darauf seine Frau:
„Nee machste eben nich!!!!!!!!!Du bist gegen Krieg und Du bist gegen das fette Geld, also mußte die LINKEN wählen.“
Er schaut sie an und dann mich:
„Was wählen Sie denn?“
„Na wie Ihre Frau sagt, gegen Ungerechtigkeit, gegen Krieg, gegen Freihandelsabkommen, einfach die LINKEN ankreuzen.“
Seine Frau wieder:
„Die Wagenknecht, die ist doch eine Wucht, da kannste sagen was de willst, die ist intelligent und weiß viel und läßt sich von keeenem wat vormachen. Die redet die alle in Grund und Boden.“
Gut, denke ich, besser hätte ich das jetzt auch nicht ausdrücken können. Gemeinsam gehen wir nach der Wahl noch zum Winterfeldtplatz was essen und einen Cafe trinken.
Wir haben gewonnen.
Wir haben den öffentlichen Raum zurück.
Wir haben miteinander geredet.
Wir haben gewählt.
Im Alltag erobern wir unsere Spielplätze zurück, vertreiben Zuhälter und Drogendealer, arbeiten mit sozial Benachteiligten, pflanzen in unseren Gärten gemeinsam Blumen, schenken uns die Pfingstrosen gegenseitig und die Äpfel, bringen uns frische Landeier aus der Pfalz mit, feiern auf dem Hof Feste und lassen uns auch im Wahllokal nicht das Wort nehmen.
Ich bin gerne Berlinerin.
Das Tempelhofer Feld gehört uns. Das haben wir beschlossen.
Wir sind Bunt. Ob wir europäisch sind, weiß ich nicht so richtig, aber wir sind Berliner/Innen mit dem Herz am rechten LINKEN Fleck. UND WIR WOHNEN EUROPÄISCH UND ASIATISCH UND ARABISCH UND AFRIKANISCH UND AMERIKANISCH UND FRANZÖSICH ,und serbisch und kroatisch auch, so sagen es jedenfalls die Namensschilder auf unseren Häusern und ich finde das eher WELTLICH OFFEN.






3 Kommentare:

  1. herrlich! zum brüllen! eben berlin.
    wenn das in einem hamburger wahllokal passiert wäre, dann hätten die das panisch dicht gemacht. wegen: geheime wahl!
    grüße
    m. (geburtsberlinbrandenburgerin mit originaldialekt)

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  2. hihi ja die Berliner sind ein extra völkchen bunt gemsicht und offen..
    das letzte mit den Namensschilder an den Häuser ja das ist wirklich weltlich offen ganz einfach wir wohnen alle zusammen leben und arbeiten .. nur das mit dem europäisch mit den Politiker ihr Zeug schüttle ich nur den Kopf drüber ....
    Lieben Gruss Elke

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  3. Hahaha....sehr erfrischend! Wenn ich da an unsere 3! Wahlhelfer in unserem Nebendorf denke....Die hätten sich bestimmt über ein wenig Turbulenzen gefreut :)

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