Sternsinger
Gestern
standen sie vor meiner Tür. Die drei Könige aus dem Morgenland. Stimmt nicht,
eine Königin und zwei Könige.
Ymes,
Sema und Peter…das waren die, die ich wieder erkannte. Verkleidet.
Phantasievoll und schwarz angemalt und aus tiefen Märchenstraßen zu uns
herabgeworfen. Durfte ich sie erkennen? Woran erkenne ich, ob jemand nicht mehr
an den Weihnachtsengel glaubt. Ich wusste gar nicht, dass sie der katholischen
Gemeinde angehörten.
Ich
öffnete auf ihr Klingeln, dreimal kurz, der Code in unserem Haus und schaute
baff erstaunt auf sie.
Hatte
ich zuvor noch nie erlebt, Sternsinger.
Ich
freute mich.
Mensch,
dass Ihr bei mir vorbeikommt, finde ich ja klasse. Ich bin aber nicht
katholisch, warnte ich vor, so nach dem Motto-, ihr müsst mir jetzt alles
erklären, was ihr von mir wollt oder was ihr tut.
Mensch
Ute, wir wollen Deine Wohnung segnen und dass Du Frieden hast.
Schreibt
Ihr jetzt diese Zeichen an meine Tür?
Nö.
Sammelt
ihr Geld?
Nö.
Sondern?
Wir
wollen zu Dir rein.
OKIDOKI,
immer rein.
Ohne
Worte und Erklärungen zogen sie ihre Schuhe aus, ruckelten ihre Socken zurecht
und zogen siegesgewiss ins Wohnzimmer, den Weg kannten sie.
Saft,
Kekse?
JAAAA
Tisch
gedeckt, hingesetzt, Sofa, Stühle, ganz relaxed.
Sema,
die Königin holte ein Papier aus ihrem Beutel und faltete es auseinander.
Wir
haben hier einen Plan. Und da möchten wir Dich raufsetzen. Wir wissen, dass Du
viel zu tun hast. Aber einmal im Monat hast Du doch bestimmt zwei Stunden Zeit,
oder?
Wie
eine kleine Versicherungsgöttin hatte sie mich mit dieser halbbejahenden Frage
schon fast ganz auf ihrer Seite.
Wir
sammeln kein Geld. Wir haben im Kindergottesdienst beschlossen, dass wir den
neuen Aussiedlerkindern in unserem Heim Zeit schenken wollen. Deutsch lernen,
Lieder singen, spazieren gehen, die Stadt zeigen…und da kommst Du ins Spiel.
Wir dachten dabei daran, dass Du mit ihnen im Sommer einmal ins Schwimmbad
gehst und na und im Winter in Zoo? Oder Aquarium?
Sie
hatten sich also an unsere gemeinsamen Unternehmungen vor zwei Jahren erinnert…als
sie in den Sommerferien nicht wie alle anderen verreisen konnten und ich sie
mehrmals mit zum Schwimmen mitgenommen hatte und einmal in den Zoo.
Gebongt.
Aber wieviel seid ihr?
17
Kinder.
Mit
siebzehn Kindern kann ich aber nicht alleine losziehen zum Schwimmen, da müssten
schon noch mehr Erwachsenen mitgehen.
WIESO?
Naja,
da müssen schon noch mehr Leute mit darauf achten, dass niemand ertrinkt oder
dass wir auch gemeinsam schön wild sein können und trotzdem noch bekannte
Menschen für die Kinder dabei sind.
Können
wir da auch wieder son Feuer machen?
Können
wir, aber auch dafür sind noch mehr Leute notwendig, dass nichts passiert.
Damals waren wir zu sechst und wir waren zwei Erwachsene.
Wir
hatten ein kleines Lagerfeuer gemacht, Kartoffeln reingehalten, Marshmellows
schmelzen lassen, na das ganze Gedöns.
OKIDOKI,
aber du bist dabei?
Yes, Madam, me I am.
Gut,
sie rieb sich die Hände, reichte den Zettel weiter, wies die Jungen an, den
Vermerk zu machen, krabbelte in ihrem Beutel rum und händigte mir einen Zettel
aus, auf dem die Daten des Gemeindetreffens standen und ich außerdem zum ersten
gemeinsamen Fest in der katholischen Schule eingeladen wurde.
Mir
wurde etwas mulmig, mit der Gemeinde wollte ich nicht so viel am Hut haben.
Vier Kinder aus der Nachbarschaft als Freunde zu haben ist was anderes, als
plötzlich eine Gemeinde am Arsch.
Die
wissen, dass ich nicht katholisch bin?!
Die
wissen alles!
Alles?
Das
mit Barbara, dass Du den Schlüsseldienst für den Spielplatz hast, dass Du
rumzauberst, dass Du tanzt und dass Du viel Quatsch machst.
Woher
wissen die das?
Na
von uns.
Und
dann schicken die Euch zu mir?
Nö,
wir kommen alleine hier her, alles andere geht klar.
So,
sollen wir jetzt hier noch son bisschen räuchern?
Ja.
Völlig
selbstverständlich zog ein Junge ein Räucherstäbchen aus seiner Tasche, zündete
es in einer Kerze auf dem Tisch an und so zogen sie wild singend durch meine
Wohnung.
Wir
holen die Sterne vom Himmel
Wir
bringen Liebe ins Haus
Wir
wollen Frieden stiften
Dann
gehen wir gerne Nachhaus
Sie
hüpften und trällerten und ich zog gemächlich hinter ihnen her.
Am
Ende umarmten wir uns, naja Sema drückte mich und die Jungs wollten gib mir
five machen und dann zogen sie Jacken und Schuhe an und waren verschwunden.
Der
Glanz der Sterne blieb
und das Lied
und die Freude aufs Schwimmen
und den Zoo
auch.
So
sehen Sternsinger aus, so.
Ach, ist das eine schöne Geschichte! Zauberhaft geschrieben....Und so sinnvoll. Sehr geschickt eingefädelt von der Königin und den Königen! Und so toll, daß Du bei solchen Sachen mitmachst! :)
AntwortenLöschen