Dienstag, 31. Dezember 2013

JAHRESWEXEL







JAHRESWEXSEL

Mit den Hexen davonreiten
Ins nächste Jahr
Mich immer wieder ohne Stress auf den Besen schwingen
Und mein Tagwerk mit Maß vollbringen
Schreiben und nähen und basteln und fotografieren
Kochen und genußvoll essen in Gemeinschaft und alleine
Mit meinen Freundinnen die Feste feiern wie sie kommen
So viel wie möglich die Welt zu Fuß erkunden
Tanzen Tanzen Tanzen und mit meinen Körperübungen meinen Leib gesund
halten
An Wunder glauben und mit Vertrauen in der Welt sein
Mit meinen Gefühlen gehen und sie durch mich hindurchgehen lassen
Der Liebe jeden Schneid abkaufen und sie leben
Meiner Intuition folgen und die planetaren Kräfte in meiner nächsten zweiten
Jahreshälfte nutzen und auch hier vertrauen, dass manches auch einfach
kommt, dass ich nicht jedes Rad drehen muss
Atmen gehen liegen ruhen schlafen träumen wundern



Kannst Du mir ein Wunder schenken?
Kannst Du mir einen Engel schicken?
Wenn nicht, dann ist das kein Problem…
Dann bin ich eben selber das Wunder und auch mein Engel,
vielleicht soll das dann einfach so sein…






Silvester hole ich morgens um 7 Uhr in aller Herrgottsfrühe einige Berliner
Pfannkuchen
Denn wenn ich an Silvester etwas sehr mag, dann der süßen knusprigen
Fluffigen Silvesterkrapfen
Zum trockenen Kribbeln des eiskalten Sektes
Und alles verteilt sich gefährlich im Körper
Und am Morgen nach Silvester zum ersten starken Kaffee einen Restberliner…
Einen kleinen Rest vom letzten Jahr ins Neue getrudel

Der Sekt wird auf den Balkon und den Altar gestellt , auch Göttinnen brauchen ihren Dope



Ansonsten schwöre ich auf einen Silvesterspaziergang
Entweder von den Tieren im Zoo adieu sagen im alten Jahr
Oder im Schlosspark die letzte Jahresrunde drehen
Oder dem Wannsee Tschüssing sagen
Die Sonne und die gnadenlose Kälte sind mir dann die liebsten Begleiterinnen
Und die waren heute meine Begleitung                
Der Schlosspark hat sich in seiner Wintersonnenpracht geneigt




Viel Freude und Stille oder Krach oder Sekt oder Tee oder einfach da sein beim
Übergang ins NEUE JAHR WÜNSCHE ICH EUCH
2014 wachen wir auf und leben weiter
So es so sein soll

Mit Herz, so wie es sich heute in der Früh auf dem Boden hingab



Sonntag, 29. Dezember 2013

ZWISCHEN DEN ZEITEN 1



Kurz nach Weihnachten erhielt ich von PUBLIC FORUM einen Fragebogen zum Thema, ob Kirchen für unsere Welt notwendig sind. Dann entstanden verschiedene Texte, ich erinnerte mich an wunderbare Begegnungen, dazu an anderer Stelle mehr. Und heute dies Gedicht.





Ich lebe mein Leben
Ohne Kirchen
Trotzdem hat Gott
Auch seinen Platz
Vielleicht unentbehrlich
Im Zickzack der Fallen
In jedem Fall Anlauf
Im Alltags Rabatz

Ich bete mein Sehnen
Ohne den Tempel
Trotzdem haben Göttinnen
Ihren Altar
Ich kenne die Insignien
Und lege die Steine
Die Kerzen zünde
Ich selber an

Ich trete auf Erde
Ich schwimme im Strom
Ich trinke das Wasser
Und speise das Brot
Ich lege Orakel
Ich kenn meine Not
Wir teilen das Essen
Wir schenken uns Brot

Wir kennen die Regeln
Erinnern die zehn
Gebote auf Stein
Überholt sind da schon
Das eine oder andre
Doch hilft es perfekt
Wenn alle die kennen
Nicht nur über Eck

Ich darf mich lieben
Die anderen auch
Ich muss nicht töten
Traun darf ich euch auch
Ich soll dir nichts nehmen
Was du mir nicht schenkst
Ich will dich lieben
Auch wenn du grad nicht
An mich denkst








Mittwoch, 25. Dezember 2013

Zwischen den Zeiten





Zwischen den Zeiten

Mit den heiligen drei Königen
in die Zukunft gehen
nichts wissen
alles sehen
den Sternen folgen
nicht den Moden
den Himmel spüren
dem Sonnenlauf
meine Spur anvertrauen
zwischen den Jahren
die anderen Töne hören
zwischen Tag und Nacht
keine Tiere stören
alle Wetter nehmen
alles Leben geben
die Zeit stunden
Stille erkunden
warten
erwarten


Die Stille ist der Ort
an dem die Achtsamkeit wächst
und die Engel gehört werden können
von uns

Montag, 23. Dezember 2013

Weihnachten packt die Holla aus







Weihnachten packt die Holla aus

1976, zwei Monate vor Weihnachten.
Ich lebe erst seit fünf Wochen in München und studiere dort
Eurythmie. Das erste Mal in meinem Leben bin ich in eine
vollkommen fremde Stadt gezogen, ein Abenteuer, das mein
Leben verändern sollte.
Niemanden zu kennen bedeutete für mich, besonders offen zu
sein gegenüber Neuem und neuen Menschen und fremden
Situationen.
Die Aufnahme in der Schule vollzog sich besonders herzlich,
ganz unkompliziert waren Kontakte geknüpft, eine kleine
Wohnung schnell gefunden, ein Job in einer Bäckerei in
Schwabing sollte mein Auskommen sein. Mir stand die Welt
offen, dieses Gefühl habe ich geliebt und es wurde mir auch
vermittelt.
In der Schule hatten wir die Weihnachtsaufführungen beendet
und die Ferienzeit begann. Weihnachten stand vor der Tür und
ich wusste nicht so recht, wohin mit mir. Da half mir der
Zufall, dass ich von einer Mitschülerin das Auto geliehen
bekam. Kurzentschlossen fuhr ich nach Mittenwald.   Dort
wollte ich wandern, Skifahren lernen, Schneeweihnachten
erleben.
Ich hatte keine Ahnung von Schneeketten, aber sie lagen im
Kofferraum. Ich hatte auch keine Ahnung von Schneemengen
und von Bergen und von Mittenwald, aber ich hatte auch keine
Angst davor.
In Mittenwald angekommen, fand ich nur mit Mühe über einen
Aushang im Schaufenster bei einer Goldschmiedin eine
Unterkunft. Sie war erstaunt, dass ich alleine ohne eine Familie
Weihnachten feiern würde. Aber nur bis zum 23.12. wie sie mir
eindringlich nahelegte, denn danach wollten ihre Kinder
kommen und die wohnten normalerweise in der
Einliegerwohnung. Ich nahm die Wohnung trotzdem. Acht
schöne Tage waren besser als nichts. Und Weihnachten würde sich was ergeben. Meine innere Stimme sagte, nimm´s und warte ab. Und ich bekam das Paradies. Die alte Dame lehrte mich alles: Skifahren, wedeln, aufsteigen, Schussfahren, Schneeketten anlegen. Sie zeigte mir ihre Werkstatt, ihre Kreationen und wir hatten schöne Gespräche. Dann eines Abends, zwei Tage vor Weihnachten lud sie mich ein, mit zur Chorprobe für Fest zu kommen. Ich durfte mitsingen und war seelig. Als wir danach noch in die Wirtschaft gingen, wurde dort weiter gesungen und ich wurde ausgequetscht und ich beneidete die Menschen für ihre Verbundenheit untereinander. Es war noch meine Zeit, in der ich alles gut oder schlecht fand. Das dort fand ich gut. Es wurde spät und später, und erst weit nach Mitternacht machten wir uns alle auf den Weg Nachhause. Und da war es: Schnee war in rauen Mengen gefallen, bei Austritt aus der Wirtschaft fiel der Blick auf die Kirche und die stand hell angeleuchtet in weißem Idyll. Puderzucker in großen Mengen, Nacht hell schneeweiß, unglaubliche Stille.
„Mei o mei, da hat die Holla aber ausgepackt für die Preußin!“ entfuhr es meiner Wirtin.
Wir lachten und alle waren wir berührt und der Zauber wurde von uns in die Weihnacht getragen.
Es war Glück. Ich war glücklich. Der Schnee fiel immer weiter.
Am nächsten Morgen stand es fest: Mittenwald war eingeschneit. An Hin- oder Wegreisen war nicht zu denken. Der Schnee fiel und fiel und Weihnachten fiel ganz anders aus. Ich lernte von der Wirtin eine Gans zuzubereiten, ich lernte Knödel zu kochen, ich lernte eine katholische Weihnachtsmette kennen, ich lernte mitzusingen und ich dankte für eine großzügige Gastfreundschaft.
1976 gab es keine Handys, es gab niemanden, der fotografierte.
Ich habe mir die Bilder in meine Seele eingeprägt.
Und ich habe Briefe geschrieben, lange haben wir Briefe geschrieben.
Ich habe die Erinnerung an ein unvergessliches Weihnachtsfest in meinem Herzen.
Und ich habe noch einen Ring, den mir die Goldschmiedin schenkte. Mit drei Steinen, den Sternzeichensteinen meiner Eltern und mir. Ein Turmalin, ein Rosenquarz und ein Amethyst. Ich fühlte mich geborgen dort damals. Unter Fremden. Was mehr als dies kann Weihnachten versprechen.
Frohe Weihnachten
Einfach so, wie es kommt.