Freitag, 6. Dezember 2013

Percht Nikolaus Poseidon



Percht und Nikolaus

Ich sitze in der U bahn. Alle reden vom Orkan.
Ich so:
„naja die Percht reitet eben um diese Zeit so durchs Land.“
Zack
Ein Windstoß und ein nasskaltes Ungeheuer setzt sich mitten in den Gang, furchterregen grün, ein riesiger Kopf, Wasser rinnt aus allen Ohren und Nasenlöchern.
„Nee Ute, nee, nich imma bin icke det bei starkem Wind oder wenn’s wirklich schrecklich wird und denn noch grad Winter ist, nee nich imma aufs schlimme bei mir.“
Atemlos kam das und dann war’s still, totenstill.
Alle schauen wie unverwandt auf das Wesen mitten unter uns, dessen furchterregende behaarte schwarze Beine und Froschfüsse große Pfützen produzieren.
„Ich kann Wasser und ich kann Sturm,“ fährt sie fort,
„aber iche bins nicht diesmal.
Dafür gibt’s bei uns manchmal och die Kerle, kannst ja mal nachm Nikolaus rufen.“
Ich darauf:
„nee nee bloß weil 6. Dezember ist und Sturm denn der Nikolaus, och nee komm mir doch nich so!!!“
Sie grinst und die Leute um mich rum fürchten sich und ich hoffe auch, dass es hier nicht zu größeren Unruhen kommt oder zur Sturmflut in der U Bahn.
„Stimmt,“
 sagt ein Junge, der sonst vermutlich auch eher einen Schischa raucht anstatt sich um Mythen zu kümmern,
„stimmt, Nikolaus war Bischof und war der Schutzheilige fürs Seevolk.“
Ich so,
„woher weißt du das denn?“
Er,
„ja bloß weil du Vorurteile hast, kann ich doch Bescheid wissen, oder was?“
Jetzt grinsen wir wenigstens schon zu zweit.
„Und jetzt?,“ ratlos schaue ich beide an.
„Ja, ruf nach dem Nikolaus, denn haste eine Chance fürn Sturm! Schick ihm eine sms.“
Ich so,
„hä, hast du seine Nummer?“
„Nö, aber da kannste jeden Kerl ansimmsen, da wird jeder gerne den Nikolaus machen.“ Die Percht schickt einen Triumpfblick in die Runde.
Der Junge gegenüber:
„Wir schicken eine Mail ans ZDF und denn können die ja mal den Nikolaus anrufen.“
Er holt sein Smartphone raus, tippt einen Text ein.
Die Percht hört langsam auf zu tropfen und schaut vollkommen fasziniert auf das Gerät.
„Was ist das denn?“
Er,
„das ist der Besen der Neuzeit, kein Aas versteht wie die Dinger funktionieren, aber es geht, so ist das mit Deinem Lauf und Deinem Kram doch auch oder?“
Sie klopft mit einer Schwimmflosse mal locker auf sein Knie und zieht die Augenbrauen hoch,
„Respekt Respekt.“
Er liest uns den Text vor.
„Liebe ZDF Morgenmagazin Mitarbeiter, bitte rufen sie öffentlich den Nikolaus an, das Meer zu beruhigen und die Seefahrer und das Volk an der Küste zu schützen.“
Die Percht:
„na wenn wa schon dabei sind, eine Nachricht an Poseidon wäre echt auch ganz gut. Der soll die Luft anhalten und einfach mal ne Runde schwimmen gehen.“
„Schon drin,“
 sagt der Junge, habe deine Stimme simultan aufgenommen und der Transformer hat den Text fertiggestellt.
Die Percht schaut mich an,
„blickste nicht durch wa?!“
„Nö,“ sage ich, „nö…“
„Mußte och nich,“
beruhigt sie mich,
„solange einer wie der das kann und du das deine ists echt ok.
So Mädels und Jungs, jetzt mach ich mich mal vom Acker, war nett euch kennengelernt zu haben, habe die Ehre Grüzzi wohl,“ ZACK weg war sie.

Ich so,
„bah das überleg ich mir aber zweimal, wenn ich über die spreche…“
Er so
„och det war aba echt cool oder?“

Zwei Stunden Später ging über den Lifeticker vom ZDF Morgenmagazin die Nachricht an Nikolaus und Poseidon, der Moderator lächelte vielsagend und Hamburg konnte seine Schotten hochziehen. Der Sturm war vorbei.
Poseidon ging schwimmen und Nikolaus machte sich ans Stiefelpacken.


5 Kommentare:

  1. lächle und bin erfreut wie wenn ich dabei sitzen würde und das erlebe.. toll!

    Lieben Gruss Elke

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    1. mit DIr U Bahnfahren wäre sicher ein Knüller
      besonders wenn ich DICH als Bloggerin wiedererkennen würde...

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  2. WOW! Ich mag Deine Geschichte sehr! Lustig und frech! Wunderbar! Hast Du sie geschrieben? Judith

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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