ALS
DIE PERCHT KAM
Also
um es ganz deutlich zu sagen,
wenn
die Percht das erste Mal kommt,
fragt
sie nicht nach:
Paßts
grade?
Oder
ist’s schön jetzt?
Ach
und sowieso
Sie
ist alles,
aber
vor allem auf den ersten Blick nicht schön,
sondern
ein Graus, dass es einem nur so den Schrecken
verpasst.
Und
noch was,
ich
komme aus Berlin
es
gibt keine Berge,
wenn
du mal von der Haveldüne absiehst,
aber
die würde die Percht niemals als Berg akzeptieren
oder
als ihre Heimat anvisieren.
Also
alles in allem
eine
ganz bescheuerte Situation,
im Grunde
würde die Percht hier niemals vorbeischauen.
Trotzdem
ist sie heute meine Hausgöttin,
vielleicht
sieht sie selber das ganz anders
und
graust sich selber vor meiner Anmaßung.
Aber
ums auch deutlich zu sagen:
SIE
IST ZU MIR GEKOMMEN.
Ich
habe sie dann
nach
einer Weile,
mee
sie hat mich überzeugt.
Ich
bin überzeugt, dass es sie gibt.
Wie
sie kam?
Es
war mein erster Arbeitstag an einem neuen Ort.
Plötzlich
stellte sich mir ein uralter Mann in den Weg.
Sein
Gesicht sprang mich an.
Wild
uralt starke abstehende Ohren ein großer Mund schräg,
voller
übergroßer schräger Zähne,
ein
Unterbiss zum Erbarmen,
dunkelbraune
feurige Augen,
die
sprangen mich auch an.
Ich
hatte nicht Angst aber es war
unheimlich.
Dann
kam die Stimme.
Keine
Chance auf Diskretion. Lautstark.
Kennst
Du mich?
Nö!
Du
kennst mich nicht?
Nö!
Seine
Aussprache tiefstes Bayerisch, ein RRRRRRRRRRRRR
Ein
GROLLEN die Berge im Maul die Felsbrocken im Gesicht.
Ich
bin die Percht.
Ich
schreie gegen den Wind, ich brause durch dein Leben,
ich
schaudere und Du wirst schaudern.
Nö, ich kannte die Percht nicht.
Nö, ich kannte die Percht nicht.
Na
dachte ich, das ist ja wohl der wahnsinnigste Job, den ich
je angefangen
habe.
Mittlerweile
hatten wir die ungeteilte Aufmerksamkeit
mehrerer
Mitarbeiter, die erwartungsvoll auf meiner Reaktion
warteten.
Hat
hier jetzt mal jemand eine zündende Idee? Ich hatte
nämlich
erstmal keine.
Ein
älterer Oberpfleger griff beherzt ein.
Also
die junge Frau wird vermutlich das neue Bodenpersonal
vom
Jungen da oben? Sein Finger zeigte gen Himmel und seine
Frage
richtete sich an mich.
Ich
grinste, ich war als Seelsorgerin fürs Ökomenische
eingestellt
worden und fand die Idee mit dem Jungen da oben
wirklich
gut.
Das
ist Herbert, 87 Jahre alt, Bergbauer aus Tirol, seit 15
Jahren
als Alkoholiker mit Korsakow Syndrom, seit 15 Jahren
ohne
Alkohol. Seither glaubt er, er sei das gesamte himmlische
Personal
der göttlichen Wesenheiten aus dem Alpenraum.
Unsere
Begegnungen wurden göttlich.
Herbert
baute mir eine Perchtmaske aus Ton. Er überreichte
sie
mir während einer Weihnachtsfeier.
Auch
wenn du das nicht kapierst, sie wird dich immer
verrückt
machen und Dich beschützen, bei Dir durchfegen, wenn Du schläfst, Du wirst das alleweil brauchen.
Die
Maske sieht aus wie Herbert aussah.
Herbert
starb Weihnachten einige Jahre später. Einfach so.
Er wollte im Meer verschwinden nach dem Sterben. Wir haben ihn in der Havel beerdigt. Das ist das Meer in Berlin.
Er wollte im Meer verschwinden nach dem Sterben. Wir haben ihn in der Havel beerdigt. Das ist das Meer in Berlin.
Jetzt
kenne ich sie auch.
Die
Percht ist geblieben. Er hat sie mir nach Berlin gebracht.
Ab
dann fehlte mir sein grauseliges Angesicht und sein
gerolltes
steinernes RRRRRRRR,.
Das
war seine Schönheit.
Die
Maske erinnert mich daran.
...einfach nur schön!
AntwortenLöschenDanke!
Faraday
Danke Ute
LöschenWas für eine herrliche Geschichte <3
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